Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Je hektischer und umtriebiger die Zeiten sind, desto mehr suchen Menschen Orte, an denen sie zur Ruhe kommen. Viele spüren, dass das schnelle Leben zuviel wird, und dass man dem Stress etwas entgegensetzen muss, weil er krank macht. 

Es gibt heute Wellness Zentren, wo ich mein Wohlbefinden steigern kann und wo ich mich rundum wohl fühle.  Doch um zur inneren Ruhe zu kommen, geht es um etwas anderes. Es geht um „Mystik" und nicht darum: Ich lass es mir gut gehen. „Mystik" ist ursprünglich ein griechisches Wort: „mystiko" und heißt: Geheimnis. Geheimnis ist nicht zu verwechseln mit Rätsel. Rätsel kann man lösen, Geheimnisse kann man nicht lösen. 

Mystik hat mit Suchen zu tun und beschäftigt sich mit den alten Menschheitsfragen: Wo komme ich her? Wer bin ich? Wo gehe ich hin? Es ist die Suche nach dem, was im Leben wirklich zählt, wofür es sich zu leben lohnt. Das sind die entscheidenden Fragen, zutiefst religiöse Fragen.

Mystische Traditionen gibt es über die Jahrtausende und über alle Kulturgrenzen hinweg in allen Religionen. Vielleicht ist Mystik sogar der gemeinsame und innerste Kern aller Religionen?! 

Das Ziel der Mystik ist gleich wie ihr Anfang - ein Geheimnis. Und Geheimnisse kann man nicht lösen, nicht auflösen. Es geht darum, die größtmöglichste Nähe zu diesem Geheimnis zu finden. Ein Geheimnis, das wir „Gott" nennen.  

Blicken wir auf die Mystik des Christentums, dann ist sein erster Mystiker: Jesus. Er hat immer wieder vom Geheimnis gesprochen, aus dem wir kommen, in dem wir leben und in das wir letztendlich hineingehen. Und um das selbst zu erfahren, stieg Jesus immer wieder auf einen Berg oder er ging in die Wüste, um allein zu sein, um in der Einsamkeit zu beten. So berichten es die Evangelien im Neuen Testament. (Matthäus 14,23; Johannes 6,15)  

Vielleicht bin ich im Sinne Jesu ein mystischer Mensch, wenn ich versuche, still zu werden. Wenn ich mich bemühe, ab und zu eine Auszeit zu nehmen, Freiräume zu schaffen, um in mich hinein zu hören. Oder wenn ich mich in eine Kirche setze und innere Ruhe spüre. Das kann mich öffnen für Gott und ich kann Gottverbundenheit spüren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15347
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