SWR1 3vor8

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Am Ende kommt der Segen. Am Ende vom Gottesdienst. Vielen ist dieser Moment ganz besonders wichtig. „Deshalb gehe ich da hin", hat mir eine Frau gesagt. „Ich hole mir den Segen ab für die kommende Woche. Dann kann ich ruhiger durch meine Tage gehen."
Ich kann das sehr gut verstehen. Aber es klingt irgendwie auch ein bisschen magisch. Ist denn ein Segen so eine Art Zauberspruch, damit alles gelingt, was ich vorhabe? Was hat es auf sich mit diesen letzten Worten im Gottesdienst?
Die Worte für den Segen am Schluss kommen aus der Bibel. Daran wird heute in den evangelischen Gottesdiensten ausdrücklich erinnert. Gott selbst, heißt es da, hat Mose gesagt, wie er den Segen sprechen sollte. „Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden."(4. Mose 6, 24-26)
Die Gottesdienste der Juden werden bis heute so beschlossen. Wir Christen haben die Worte von ihnen übernommen. Und wir glauben: Gott selbst, sein guter Geist, seine Kraft wird mit mir gehen und bei mir sein bei allem was geschieht. Das ist keine Lebensversicherung gegen alles Unglück und Misserfolge und Schicksalsschläge. Aber Gott wird helfen, dass ich einen Weg finde und ertragen kann, was geschieht. Er wird mir Freude schenken an schönen Stunden und Geduld und Kraft für die schlimmen, damit das Leben gut werden kann.
Darf nur ein Priester oder ein Pfarrer oder eine Pfarrerin mit solchen Worten segnen? Nein, das kann jeder tun, der einen anderen Gott anvertrauen möchte. Denn ich kann ja immer nur die Worte sagen, und die sind als Wunsch formuliert. „Der Herr segne dich." Er möge das tun. Der Segen selbst - der gute Geist, die Kraft, die Nähe, die einen ruhig macht und mutig - der kommt von Gott.
Für mich selber ist beim Segen am wichtigsten die Erinnerung, dass Gott mich anschaut. Und dass sein Angesicht dabei leuchtet. Wenn einer mich anschaut und strahlt dabei, dann geht die Sonne auf. Dann spüre ich: Es ist gut, dass ich da bin. Da freut sich jemand über mich. Dann wird es hell, auch wenn ich vorher vielleicht noch ziemlich dunkle Gedanken hatte. Es wird mir warm ums Herz. Was vorher starr war, diszipliniert und vielleicht auch ein bisschen streng, das wird weich und fürsorglich. Und ich kann zurück strahlen - dankbar und warmherzig und liebevoll. Das Leben sieht anders aus, wenn einer mich anstrahlt.
Das macht Gottes Segen: Dass ich strahlen kann, weil er mich anstrahlt. Das macht mein Leben hell.

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