Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wie fühlt sich das an: In der Nacht geweckt werden, und nur mit dem, was man anhat, fliehen müssen. Weg aus den eigenen vier Wänden, der Heimat, den Freun-den und Bekannten. Und dann in ein ganz fremdes Land zu kommen. Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Obwohl das auch in Deutschland viele Menschen erlebt haben. Nach dem zweiten Weltkrieg etwa.
Doch Flucht und Vertreibung ist ein aktuelles und weltweites Problem: Etwa 20 Mil-lionen Menschen sind Flüchtlinge. Nicht nur in Afrika. Denn Flüchtlinge gibt es auch in Deutschland. Sie leben vielfach unter erbarmungswürdigen Umständen. Sie müs-sen häufig lange Zeit in Sammellagern leben, sitzen in Abschiebehaft, werden in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt, dürfen nicht arbeiten.
Menschen auf der Flucht: Auf sie macht der heutige Weltflüchtlingstag aufmerksam. Seit sieben Jahren wird er von der UNO begangen. Und von vielen Hilfsorganisatio-nen. Sie helfen mit, dass das Leben der Flüchtlinge gebessert wird. Hier ist vor allem die Politik gefordert. Sie muss die Fluchtursachen bekämpfen. Eine gewaltige Aufgabe.
Und was kann ich tun? Ein Blick tief in die jüdisch-christliche Geschichte hilft hier. Sie ist eine Geschichte, in der Flucht eine zentrale Rolle spielt. Nur zwei Beispiele. Vor über dreitausend Jahren flüchten die Israeliten aus Ägypten, flüchten aus Skla-verei und Unterdrückung. Der berühmte Exodus. In der Flucht speist die Juden nur eine Hoffnung: Gott steht uns bei. Vor über zweitausend Jahren müssen Josef, Ma-ria und Jesus fliehen. Hals über Kopf verlassen sie die Stadt. Auf ihren Fersen die Soldaten des Königs. Beide Fluchtgeschichten gehen gut aus: Die Flüchtlinge über-leben, finden eine Heimat oder können in ihre Heimat zurück.
Das Christentum fordert – auch wegen dieser Fluchterfahrungen – dazu auf: Gibt Fremden Schutz, beherberge sie. Wie das geht? Es gibt viele Möglichkeiten: An Flüchtlinge denken, sie ins Gebet einzuschließen, ihnen einen Platz in meinem Le-ben einräumen, sich in Hilfsorganisationen engagieren, sich in Flüchtlingsheimen informieren und anzupacken. Denn wie würde es sich für mich anfühlen, wenn ich plötzlich fliehen müsste?
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1531
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