Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn man ungerecht findet, was geschieht. Unerträglich. Was kann man dann tun?
Manchmal muss man es aushalten, leider. Manchmal ist es einfach aussichtslos - ich bin zu schwach. Oder die anderen sind zu viele und ich bin ganz allein.
Manche schlagen drein, wenn ihnen Unrecht geschieht. Aber inzwischen sehen wir an vielen Stellen auf der Welt: Gewalt weckt Gegengewalt. Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen, hat Jesus gesagt.
Aus manchen ungerechten Situationen kann man weglaufen. Weglaufen aus einem Land, indem einem Unrecht getan wird. Weglaufen, wo man keine Chance mehr sieht. Weglaufen aus einer Beziehung, die zerrüttet ist und wo man sich bloß noch gegenseitig weh tut. Aber wer wegläuft lässt die allein, die dableiben müssen. Für die ändert sich nichts. Und wer wegläuft, der ist nachher fremd und findet lange Zeit keine Wurzeln mehr.
Man kann auch widersprechen, wo es ungerecht zugeht. Reden. Aufdecken und beklagen, was verkehrt läuft. Die Stimme erheben. Protestieren: Als Bürger, als Kunde, als Vater oder Mutter im Elternbeirat, als Partnerin, wenn das Gleichgewicht nicht stimmt in der Beziehung.
Das ist der Weg, den Jesus empfohlen hat. Widersprechen. Sagen, was nicht ok ist. Die eigenen Wünsche und Rechte einfordern. Jesus hat von einer Frau erzählt, einer Witwe (Lk 18, 1-11). Was ihr passiert war, erfährt man nicht. Aber jedenfalls hat man ihr ihr Recht verweigert. Die Frau gibt aber nicht auf. Läuft nicht weg. Sagt nicht: „Rutscht mir den Buckel runter". Sagt auch nicht: „So geht es uns armen Witwen. Da kann man nichts machen." Die Witwe protestiert. Sie klagt vor dem Richter, der sie ungerecht behandelt hat. Sie erhebt ihre Stimme. Sie wird anscheinend sogar laut. Der Mann kriegt Angst, dass sie ihn mit ihrem Protest öffentlich bloß stellt und blamiert. Die Frau nervt ihn wahrscheinlich auch und er will seine Ruhe haben. Jedenfalls: Am Ende entscheidet er so, dass sie bekommt, was gerecht ist. Jetzt kann sie leben. Besser jedenfalls als vorher.
Jesus erzählt von dieser Frau und sagt: So muss man es machen, wenn man etwas verändern will. Genauso sollten Menschen auch glauben, sagt er dann noch. Nicht  aufgeben, wenn es schwierig wird. Nicht weglaufen: „Es hat ja doch keinen Sinn, Gott hört mich nicht." Sondern dran bleiben, mit Gott reden, sich beklagen über das, was schwer zu ertragen ist. Ihm sagen, was einem schwer fällt. Jesus verspricht: Dann wird sich etwas verändern. Dann wird Gott Wege zeigen, die helfen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15302
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