Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Den wahren Geschmack des Wassers erkennt man in der Wüste", so eine alte Lebensweisheit aus Israel. Wasser weiß man also erst richtig zu schätzen, wenn man richtig Durst hat. Oder wenn man Geld daraus machen möchte. Wie? Wasser zu Geld machen, wie das denn? Ganz einfach, indem man die Wasserversorgung privatisiert. Indem man das Wasser zur Ware macht. Genau das will die Europäische Union mit der sogenannten „Liberalisierung des Wassermarktes". Das heißt, die Wasserversorgung soll wegkommen von kommunaler öffentlicher Versorgung und dem freien Markt überlassen werden, sprich: profitorientierten Privatunternehmen und Konzernen.

Wohin das führt können wir in England betrachten. Seit die Thatcher-Regierung vor fast 25 Jahren die Wasserversorgung privatisiert hat, verdienen sich die Konzernmanager eine goldene Nase. Und die Verbraucher zahlen in einem Land, in dem weiß Gott kein Wassermangel herrscht das Doppelte wie hier in Deutschland. Dafür wurde Personal abgebaut, der Service schlechter und weil es den Gewinn reduzieren würde, wurde auch nichts in die Instandhaltung von Leitungen investiert. Und so sickern täglich Milliarden Liter Wasser durch die Lecks maroder Wasserleitungen. Das ist so absurd wie skandalös, dass selbst die konservative Tageszeitung Daily Mail die Privatisierung des Wassers in England so bezeichnet hat: als den größten Akt staatlich lizenzierter Räuberei in der Geschichte Englands. Und nun will die EU genau das europaweit einführen. Der Gerechtigkeit halber sei gesagt welche Gründe die EU für die Privatisierung der Wasserversorgung angibt. Die Auftragsvergaben sollen transparenter sein und die solle Korruption verhindert werden. Na sauber, mit dieser Art von Transparenz kann ich später mal sehen oder auch nicht sehen, wie das Wasser die Dividenden der Aktionäre erhöht und den Direktoren obszön hohe Gehälter beschert.

„Das Erste im Leben sind Wasser und Brot", heißt es bei Jesus Sirach in der Bibel. Also: Wasser ist keine Ware, sondern ein Grundnahrungsmittel, ein Lebenselixier. Und darum gehört es allen, die es von Gott oder der Natur geschenkt bekommen haben. Oder wollen wir in einer Welt leben, in der wir irgendwann noch Eintritt für einen Spaziergang im Wald bezahlen müssen? Oder für die frische Luft, die wir atmen?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15280
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