Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Woran liegt es, dass viele Menschen ganz schnell Angst haben zu kurz zu kommen? Die Frage beschäftigt mich schon lange. Beobachten kann man das besonders gut wenns ums essen geht. Wenn 10 Kinder miteinander am Tisch sitzen und sie sicher wissen, dass alle satt werden, ist es trotzdem so, dass ein Wettstreit um die Schüsseln beginnt sobald sie auf dem Tisch stehen. „Denk daran, dass alle Spaghetti haben wollen und nimm dir nur soviel, wie du essen kannst" muss den meisten Kindern gesagt werden wenn sie sich selbst die Portionen auf die Teller schöpfen. Aber ich kenne das auch von Erwachsenen. Bei kalten Buffets zum Beispiel, wenn sich manche ihren Teller so voll laden dass ich das peinlich finde. Mir fällt sogar eine Situation ein, die mehr als 30 Jahre her ist. Wir haben uns in Assisi mit den Ideen des heiligen Franziskus beschäftigt. Armut, einfach leben, teilen, was man hat mit denen die weniger haben. Beim Essen war davon nichts zu merken. Der gleiche Futterneid wie anderswo auch. Mag sein, dass der etwas zu tun hat mit dem Selbsterhaltungstrieb des Menschen. Essen gehört auf jeden Fall dazu. Aber in unseren Breitengraden muss niemand verhungern.

Woran liegt es, dass viele Menschen ganz schnell Angst haben zu kurz zu kommen? Die Angst betrifft keineswegs nur das Essen. Und was, wenn diese Angst der Grund dafür ist, dass Menschen alles Mögliche konsumieren bis zum geht nicht mehr und nicht mehr darüber nachdenken, was sie eigentlich wirklich brauchen? Als Mensch würdevoll behandelt zu werden, gesehen und anerkannt zu sein lässt sich nur leider nirgends kaufen, auch nicht bestellen wie ein leckeres Menu. 

„Soviel du brauchst" ist das Motto über dem 34. Deutschen Evangelischen Kirchentag. Heute treffen sich Christen in Hamburg für 5 Tage unter dieser Überschrift. Viele biblische Geschichten erzählen, dass Menschen sich nehmen sollen soviel sie brauchen. Immer geht es dabei um das richtige Maß. Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs sagt dazu: „Was der Mensch wirklich braucht, weiß er oft gar nicht so genau. Geschweige denn, was der oder die Andere wirklich braucht. Und so nehmen die einen viel, die anderen wenig."

Ein Segen ist es glauben zu können: „Das, was du wirklich brauchst, gibt Gott überreichlich und täglich.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15167
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