Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Seit ein paar Wochen geht mir immer wieder eine Frage durch den Kopf: „Bin ich eigentlich eher ein Hoffnungsmensch oder eher ein Glaubensmensch?" Klingt arg theoretisch?
Glaube ich nicht. Ist sogar sehr praktisch. Das habe ich begriffen, als ich über einen Satz von Peter Kuznic gestolpert bin. Der heißt:
„Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören, Glaube ist der Mut, in der Gegenwart danach zu tanzen." Ziemlich poetisch ausgedrückt, aber Peter Kuznic, ein kroatischer Theologe, hat den Unterschied von hoffen und glauben gut getroffen, finde ich.
Und seither weiß ich: Ich bin wohl mehr Hoffnungsmensch und muss aufpassen, dass die Glaubensseite nicht zu kurz kommt. Gerade im Alltag.
Hoffen, da richtet man sich aus auf die Zukunft. Die „Musik der Zukunft hören." Man hofft, dass das Leben besser wird.
Dass eine Krankheit gut ausgeht. Dass man wieder einen Menschen findet, der einen liebt. Dass unsere Erde sich nicht um mehr als 2 Grad erwärmt.
Hoffnung ist die Fähigkeit, die Musik der Zukunft zu hören."  Es braucht Hoffnungsmenschen. Die über den Horizont hinaus schauen. Nicht einverstanden und zufrieden sind, mit dem was ist.
Aber es kann beim Hoffen passieren, dass man vor lauter Sehnen nach Zukunft nicht losgeht, jetzt. Dann bleibt das Hoffen im Träumen stecken. Irgendwie passiv, als würde man am Fuß eines Berges stehen, hinaufschauen und nur denken: ‚Oh, das wäre schön, wenn ich mal da oben stehen könnte und ins weite Land schauen.' Aber wenn man nur träumt von der besseren Zukunft, und nicht aufbricht in ihre Richtung, dann verspielt man sie. Deshalb braucht man Glauben. Glaube wartet nicht auf Zukunft, sondern er startet auf sie zu. Beginnt den Aufstieg, auch wenn der Gipfel noch in Wolken ist. Glaube gibt Mut, etwas zu tun. Auch auf Risiko. Wie hieß das in dem schönen Satz von Peter Kuznic: Glaube ist der Mut, in der Gegenwart schon nach der Musik der Zukunft zu tanzen.
Wenn ich gesund werden möchte, dann ist wichtig, dass ich daran glaube und mich vielleicht auch auf eine Operation einlasse. Und wenn ich mich danach sehne, wieder einen Menschen zu finden, der mich liebt. Dann muss ich an die Liebe glauben, mich trauen, aus dem Haus, aus meinem Schneckenhaus. Mich zeigen. Und dass ich bereit bin, das Risiko zu lieben, einzugehen.
Und gegen die globale Erwärmung braucht es den gläubigen Aufbruch jetzt, damit sich was ändert. Es braucht meine und Ihre und viele mutige Schritte. Dann kann man auch hoffen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15135
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