SWR1 3vor8

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Wenn zwei in eine Krise geraten sind, oder Eltern und Kinder oder ein Team - was dann? Wenn Fehler gemacht wurden, meistens ja auf allen Seiten, wenn die Beteiligten enttäuscht sind und verletzt - wie kommt man da wieder raus?
Wir müssen miteinander reden, sagt man dann meistens. Aber oft macht so ein Krisengespräch alles noch schlimmer: Die alten Verletzungen tun wieder weh, die Wut kommt wieder hoch. Und wer meint, sich gegen Vorwürfe verteidigen zu müssen, der versucht, den anderen zu demütigen. Hinterher steht man erst recht vor einem Trümmerhaufen und keiner weiß, wie das weitergehen soll.
In der Bibel wird von so einem Krisengespräch erzählt, das anders ausgeht. Ein vorbildliches Gespräch, finde ich (Joh 21, 15-19). In den evangelischen Gottesdiensten wird heute darüber gepredigt.
Es geht um Jesus und Petrus. Petrus, der seinen Lehrer und Freund im entscheidenden Moment im Stich gelassen hat. Und Jesus, der sicher enttäuscht war und traurig. Wenn in einer guten und engen Beziehung so etwas passiert, dann ist man zunächst einmal völlig verzagt.
Die Bibel erzählt, dass sie sich wiedersehen. Und dann reden sie.
Mir fällt zweierlei auf: Sie reden nicht über das, was war. Jesus konfrontiert den Petrus nicht mit seinem Versagen. Kein: Du hast ja schon immer... und kein: Wie konntest Du nur. Er legt ihn nicht fest auf die Fehler, die er gemacht hat. Er verlangt auch kein Eingeständnis und kein Bekenntnis und keine Reue. Er will den anderen nicht demütigen. Er weiß ja, dass es ihm leid tut. Sie gehören doch zusammen. Daran hat sich nichts geändert. Oder doch?
Das will Jesus anscheinend von Petrus hören: Dass die Grundlage stimmt. „Hast du mich lieb?" - fragt er ihn deshalb und das nicht bloß einmal. Und Petrus antwortet - diesmal nicht enthusiastisch und vorlaut - sondern ganz realistisch: „Ja, ich habe dich lieb. Das weißt du doch!" Petrus sagt: Ja, ich habe dich lieb. Noch immer. Ich will bei dir bleiben. Und er überlässt es dem anderen, ob er noch darauf vertrauen kann und will.
So finden beide heraus: Ja, wir wollen. Wir wollen beieinander bleiben. Da redet Jesus nicht mehr von dem was war. Sondern von einer neuen Aufgabe. Nicht was war ist wichtig. Sondern die Zukunft.
Wie kommt man aus einer Krise heraus? Ich lerne: Nicht endlose Gespräche über das, was war - sondern eine gemeinsame Aufgabe kann helfen. Ich weiß auch, dass das nicht leicht ist. Aber Jesus und Petrus haben es damals hingekriegt. Für sie fing eine neue gemeinsame Geschichte an. Warum also sollte ich es nicht versuchen - mit Gottes Hilfe?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15114
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