Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Vorbeugender Brandschutz" - damit ist nicht zu spaßen! Nun hat man sogar der  Stuttgarter Fernsehturm geschlossen.  

„Vorbeugender Brandschutz" - den hätten auch manche Unternehmen nötig. In einigen brennt es lichterloh! Unter der Maxime „schneller, besser, billiger" hat man die Arbeitsabläufe derart verdichtet, dass einem fast der Atem stockt. Ein extremer Termindruck bringt viele Beschäftigte an den Rand, sie fühlen sich verheizt, ausgebrannt, „burn out". Millionen von Krankheitstagen, ja sogar jede zweite Frühverrentung laufen über dieses Konto. Wird „Burnout" zum Flächenbrand? 

Immer noch glaubt man, die Ursachen für dieses schwere, depressive Krankheitsbild beim Betroffenen selbst finden zu können. Klar: Hochmotivierte Spitzenleute sind leicht entflammbar und überfordern sich ständig. Also wird „Burnout" in der Regel individualisiert, privatisiert, therapiert. Keine Frage: Wenn die Hütte brennt, muss man sie löschen! Was aber kommt danach? Viele der „Brandgeschädigten" können nicht mehr an ihren alten Arbeitsplatz zurück, denn da hat sich ja nichts verändert. Manche wechseln die Firma, aber dort züngeln auch schon die Flammen! Es sind offensichtlich strukturelle Mängel, und die gilt es zu erkennen und wirksam zu bekämpfen. 

Um Arbeitskosten zu senken, werden Arbeitsplätze abgebaut und immer noch mehr Arbeit auf die restlichen Schultern verteilt. Damit nicht genug: Die moderne Arbeitswelt fordert vollen Einsatz, mit Herz und Hirn, mit Leib und Seele, beinahe eine Totalhingabe. Da bleibt wenig Raum und Zeit für Beziehung, Familie, Freizeit und Kultur. 

„Brandbeschleuniger" kommen zum Einsatz, so etwa viel zu eng getaktete Projekte, die gar nicht zu schaffen sind, Gruppendruck und die ständige Bedrohung, den Arbeitsplatz zu verlieren. „Innere Antreiber" heizen zusätzlich an: Ehrgeiz, Karriere, Entlohnung. 

So entwickelt sich allmählich ein „Schwelbrand" in der Seele, bis dann eines Tages die Flammen aus dem Dach schlagen. 

Höchste Zeit für Betriebsräte und Geschäftsleitungen, ein Frühwarnsystem zu entwickeln, Gefährdungsanalysen zu erstellen, „Brandmelder" zu installieren, die rechtzeitig Alarm schlagen. 

Es ist legitim, dass Unternehmen sozusagen „brennend" an einem positiven Betriebsergebnis interessiert sind - die Menschen aber dürfen dabei nicht „ver-brennen."

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15078
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