SWR1 3vor8

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Lukas 24,1-12  Ostersonntag (C)

Das scheint reine Männersache gewesen zu sein. Da ist in den Evangelien davon die Rede, dass Jesus nach seiner Kreuzigung auferstanden ist, dass er lebt. Und es ist meist von Männern die Rede, die ihn nach der Auferstehung erkannt haben. Diese Männer-Sicht hat sich auch in der Tradition der Kirchen hartnäckig gehalten. 

Schaut man aber genauer in die Evangelien, dann verhält sich das ganz anders. Als sie von der Kreuzigung gehört hatten, waren die Männer vor lauter Angst in alle Richtungen geflohen.

Anders die Frauen. Sie hatten die Kraft und den Mut zu bleiben. Maria, die Mutter Jesu, Maria aus Magdala und andere Frauen sind bei ihm gewesen, als er öffentlich aufgetreten ist. Drei von ihnen sind auch in den schwersten Stunden bei Jesus geblieben. Sie sind unter dem Kreuz gestanden und haben beobachtet, wohin man seinen Leichnam gebracht hatte. Und sie haben wohlriechende Öle gekauft, um den toten Jesus zu salben. So etwas tut man nur aus einer großen Liebe heraus. 

Von dem französischen Schriftsteller Francois Mauriac (1885-1970) stammt ein Wort, das auf diese Frauen zutrifft: „Ich glaube an den, den ich liebe." Und sie haben eine Erfahrung gemacht, die ihnen zur Gewissheit geworden ist: „Jesus, unser Meister lebt!" Frauen sind demnach die ersten Botinnen der Auferstehung Jesu gewesen. Davon ist heute - am Ostersonntag - in den katholischen Gottesdiensten zu hören. (Matthäus 28,8; Lukas 24,22; Johannes 20,17) Die Frauen sind sich ihrer Sache so sicher gewesen, sie sind so erfüllt davon gewesen, dass sie zu den Jüngern gegangen sind, um ihnen das mitzuteilen.

Dank der Botschaft der Frauen haben auch die Männer neue Erfahrungen gemacht, nachdem sie ihre anfängliche Skepsis und ihr Misstrauen abgelegt hatten. Und diejenigen, die Jesus einst verleugnet und verlassen hatten, die haben sich wieder in Liebe ihrem auferstandenen Herrn zugewandt. 

Den Frauen sei Dank für ihre Botschaft an die Männer. Eine Botschaft, deren Strahlkraft ungebrochen anhält. Das Geheimnis von Ostern ist die Liebe, die aufrichtet und etwas sehen lässt, was unbegreiflich ist. Die Botschaft von Ostern möchte den Menschen die Augen öffnen. Dafür, dass am Ende nicht der Tod und das Nichts das letzte Wort haben, sondern die Liebe und das Leben. 

Ich wünsche Ihnen gesegnete frohe Ostern!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=15015
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