Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Ich liebe Umzüge. Nein, das stimmt natürlich nicht wirklich. Ich liebe es weder, wenn mich ein netter Bekannter fragt, ob ich ihm nicht bei seinem Umzug helfen kann, noch liebe ich es selbst umzuziehen.
Aber genau das blüht mir in den nächsten Wochen. In vierzehn Tagen kommen die Umzugskisten und ein paar Wochen später wird der Umzugswagen vor der Tür stehen.
Wenn so ein Umzug ansteht, dann hat man auf einmal ganz unterschiedliche Gefühle. Zuerst freut man sich auf die neue Wohnung, das neue Umfeld. Dann kommen die Ängste und Befürchtungen – wie wird das alles werden?
Hier kennt man sich aus, kennt die Menschen, kennt mit der Zeit alle guten und schlechten Seiten. Wie wird das am neuen Wohnort werden?
Ich habe aber auch festgestellt, dass ein solcher Umzug geistig fit erhält!
Ich muss Wohlbekanntes loslassen und mich auf Neues einstellen. Das ist anstrengend, klar.
Aber auf der anderen Seite stelle ich mir vor, es bliebe alles so wie im Moment. Wäre das wirklich so toll wie wir oftmals meinen?
Ich denke, dass wäre einfach nur langweilig.
Warum bekommen denn so viele in meinem Alter, irgendwann ab 40, ihre Midlifecrisis?
Weil man das Gefühl hat: Wenn du jetzt nicht etwas änderst, dann ist dein Leben auf einmal zu Ende und du hast es irgendwie verschlafen.
Man muss nicht erst umziehen, um etwas an seinem Leben zu ändern. Das ist bei mir nur der Auslöser gewesen, über diese Fragen aktiv nachzudenken:
Soll mein Leben immer so weiterlaufen? Was würde ich gerne ändern, wenn ich es könnte?

Jemand hat einmal gesagt: „Heute ist der erste Tag vom Rest deines Lebens“. Recht hat er (oder sie). Ich kann mein Leben gestalten!
Verstehen wir uns richtig: Mir geht es nicht darum, dass wir jetzt in Panik verfallen und ständig was Neues ausprobieren müssen. So wir manche meinen, mit einem neuen, anderen Lebenspartner kann man sein Leben neu anfangen.
Ich glaube, dass mein Leben einen Sinn, eine Ausrichtung braucht. Und ich glaube, dass ich mich in jedem Lebensabschnitt fragen sollte, was jetzt für mich dran ist.
Waren es bisher vielleicht die Kinder, die mich stark beansprucht haben, jetzt aber groß und selbstständig sind, so sollte ich mich fragen: was ist jetzt für mich dran?
Das ist auch eine Art „Umzug“ – von einem Lebensabschnitt in einen neuen.
Doch, tatsächlich!
Und es wäre schade, wenn wir von einem Lebensabschnitt in den nächsten nur so hineinstolpern. Diese Übergänge, diese Umzüge sollten wir bewusst wahrnehmen und dann auch gestalten!
Unser Leben ist eben nicht ein stiller Fluss der gemächlich dahin fließt. Unser Leben ist eher schon wie eine Wanderung auf der ich mich immer wieder fragen muss: Welches Ziel will ich heute ansteuern?
Inzwischen habe ich keine Angst mehr vor einer Midlifecrisis, denn mein Leben ist ganz und gar nicht festgefressen.
Weil ich erkenne, dass neue Lebensabschnitte auch Chancen bieten, Altes und oftmals Eingefahrenes neu zu beleben. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1501
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