Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Und was hat das alles jetzt gebracht? Ich glaube, das ist die richtige Frage für einen Tag wie heute. Der Tag, nachdem man etwas Schlimmes erlebt hat, der Tag nach Karfreitag. Da fragt man so: Was hatte das für einen Sinn? Was hat das gebracht?
Ich stelle mir vor, dass die Menschen auch damals so gefragt haben, nach dem ersten Karfreitag der Weltgeschichte, am Tag nachdem Jesus am Kreuz qualvoll gestorben war.
Und was hat er jetzt davon, werden seine Gegner triumphierend gefragt haben, die ihn haben hinrichten lassen. Und von seinen Freunden erzählt die Bibel: Die einen haben sich versteckt, ängstlich und verzagt. Sie fürchteten, dass man sie auch noch holen würde. Nur ein paar Tapfere haben ihn ins Grab gelegt. Dabei haben sie sicher zurückgedacht an all das, was passiert war, wahrscheinlich auch miteinander davon geredet: Von seinem Leben werden sie geredet haben. Wie die Zukurzgekommenen und Gescheiterten Gottes Liebe gespürt haben, wenn sie ihm begegnet sind. Und wie man ihn dafür kritisiert und beschimpft hat. Was hat das gebracht, dass er sich für die Schwachen eingesetzt hatte? Und an seinen schrecklichen Tod haben sie sicher auch gedacht, am Tag nach der Hinrichtung. Da hat sich gezeigt, dass die Liebe auch manchmal wehrlos ist und hilflos. Sogar Gottes Liebe.
Jetzt war er tot. Was hatte das alles nun für einen Sinn gehabt?
Manche sagen bis heute, sein Opfer sollte Gott gnädig stimmen. Davon steht nichts in der Bibel. Später allerdings haben die Kirchenväter sich das so zu Recht gelegt. Aber Gott muss man nicht gnädig stimmen, schon gar nicht mit einem Opfer. Gott ist gnädig.
Wir Christen glauben: Weil er gnädig ist, weil er nicht will, dass auch nur ein Mensch verloren geht und verzweifelt - deshalb ist Gott selbst zur Welt gekommen. Deshalb hat er selbst seine Liebe gezeigt und dass sie für alle da ist. Nicht nur für die, die immer alles richtig machen und auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Weil Gott gnädig ist, hat er seine Liebe gezeigt - die Liebe, durch die die Welt anders, besser, menschlicher werden kann, und die Menschen auch. Wer Jesus begegnet ist, konnte das erleben und erfahren. Aber die Liebe ist manchmal wehrlos und hilflos. Leider. Auch das konnte man an Jesus sehen und erleben.
Und was hat das nun gebracht, dass Jesus zur Welt gekommen ist und schließlich doch so elend gestorben? Ich glaube, die Antwort heißt:  Er hat Gott gebracht. Er hat gezeigt, wie Gott ist.
Und: An Ostern feiern wir seine Auferstehung. Seither glauben wir Christen: Die Liebe ist stärker als der Tod. Auch wenn es manchmal nicht danach aussieht. Es hat also doch was gebracht.

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