Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eine schwere Aufgabe vor sich zu haben oder viel Arbeit,  das kann einem Angst machen. Bin ich dem gewachsen, was kommt? Dazu kommt die Unsicherheit, wenn man gar nicht genau weiß, was die Zukunft bringt. Wird meine Kraft reichen? Oder wird es mich am Ende umhauen?
Die Bibel erzählt: So ging es den Jüngern Jesu, als sie damit rechnen mussten, dass Jesus jeden Moment verhaftet und eingesperrt werden konnte. Auch sie hatten Angst. Sie alle waren in großer Gefahr.
Es gibt solche Zeiten. Da rüttelt und schüttelt einen das Leben und am Ende ist nichts mehr, wie es vorher war. Jesus wollte seinen Freunden helfen. Aber was kann man tun gegen die Angst der anderen? Wahrscheinlich hat Jesus ja gespürt, wie verkrampft ihre Gelassenheit ist. Wie sie sich zwingen mussten, nicht die Beherrschung zu verlieren. Bei Petrus war es anscheinend am schlimmsten. Der war immer besonders eifrig und auch immer ein bisschen vorlaut. Aber jetzt war das nur noch Fassade. Niemand sollte merken, wie es in seinem Innern aussah. Und Jesus? Jesus sagt zu ihm: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Vertrauen auf Gott nicht aufhört."
Ist das alles, fragen sie sich jetzt vielleicht? Nicht einmal Jesus kann einem Menschen helfen, der Angst hat? Bloß: Beten?
Ich glaube, Jesus weiß genau, was einer braucht, der überfordert ist und Angst hat wie Petrus: In so einer Situation braucht man Gottvertrauen. Das Vertrauen, dass Gott einen nicht allein lässt. Auch nicht, wenn es zunächst so aussieht, als ob man von Gott und aller Welt verlassen ist. Gott bleibt bei mir. Es ist kein  Zauberer, der alles aus der Welt schafft, was mir das Leben schwer macht. Aber er hilft, dass ich es aushalten kann und durchhalten. Solches Vertrauen kann einen stark machen, glaube ich. Dann ist die Angst vielleicht noch nicht weg. Aber auch die lässt sich aushalten, wenn ich weiß: ich werde nicht allein sein. Gott hält mich in seiner Hand.
Petrus allerdings kann sich darauf nicht verlassen, erzählt die Bibel (Lk 22, 31-34). Er versucht es mit demonstrativem Selbstvertrauen. „Ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen!" Ich kann mir richtig vorstellen, wie er das Kreuz durchdrückt, als er das sagt. Bloß: Am Ende hilft es nicht. Petrus wird genauso davon laufen wie die anderen. Er wird sogar behaupten: Ich kenne diesen Jesus überhaupt nicht.
Petrus hatte sich etwas ganz Schweres vorgenommen. Er wollte es schaffen. Allein. Und er ist gescheitert. Er hat versagt. Das kommt vor. Das ist schlimm. Aber: Petrus findet das Vertrauen zu Gott wieder. Und findet einen neuen Anfang. Gott sei Dank

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