Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mit dem Palmsonntag heute fängt die Karwoche an. Christen auf der ganzen Welt erinnern sich daran, wie Jesus damals, vor fast genau 2000 Jahren in Jerusalem verraten wurde, verhaftet, gefoltert und hingerichtet. Angefangen allerdings hat diese Woche damals ganz anders. Mit Beifall und Jubel und Palmen. Deshalb Palmsonntag.
Die Bibel erzählt, was sich damals ereignet hat. Jesus, heißt es, ging mit seinen Jüngern nach Jerusalem. Sie wollten dort, wie es für fromme Juden üblich war, das Passahfest feiern. Eigentlich waren sie zu Fuß unterwegs, aber kurz vor der Stadt leihen sie von einem Unterstützer einen Esel. So kann Jesus in die Stadt hinein reiten und seine Jünger folgen ihm. Offensichtlich hatte sich schon herum gesprochen, dass er kommt. Ungefähr 3 Jahre lang war er bis dahin als wandernder Religionslehrer herumgezogen und war bekannt geworden für seine einleuchtenden und mutigen Predigten. Und dass er Wunder tun konnte, wurde von ihm auch erzählt. Da liefen die Leute zusammen, genau wie heute, wenn irgendwo eine Berühmtheit ankommt. Sie jubelten ihm zu. Manche legten ihre Mäntel auf die Straße, manche rissen Palmzweige ab und legten sie auch auf den Weg. Das war der rote Teppich für Jesus und die Menschen riefen ihm zu: Gelobt sei der, der von Gott kommt!
Jetzt war Jesus gewissermaßen in der Höhle des Löwen angekommen. In der Hauptstadt. Die Löwen, das waren die politischen und die religiösen Machthaber, die sich vor Konkurrenz fürchteten. Wir heute wissen, wie das damals ausgegangen ist: Schon ein paar Tage später war die Begeisterung vorbei und die Empörung groß über ihn. Die Machthaber suchten einen Weg, wie sie ihn loswerden könnten. Und die enttäuschten und aufgewiegelten Leute haben gerufen: „Kreuzige ihn!"
Was sich da abgespielt hat in diesen paar Tagen? Ich glaube, das war der Konflikt zwischen menschlichen Vorstellungen und dem, wie es dann wirklich wird. Wenn man an Gott glaubt, kann man auch sagen: Zwischen dem, was ich gehofft habe und dem, wie Gott es dann gefügt hat. Dieser Konflikt führt bis heute zu Enttäuschungen. Ich habe gehofft und gebetet, und dann ist es doch ganz anders gekommen. Wenn Gott doch allmächtig ist, warum lässt er dann so ein Unglück geschehen. Viele kennen diese Enttäuschung und wenden sich von Gott ab.
An den Menschen, die Jesus damals zugejubelt haben, kann man sehen, wie das ist. Vielleicht kann man sich selber in ihnen wieder erkennen. Ich finde, es lohnt sich, darüber nachzudenken.

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