Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Achtung, SWR 4 HörerInnen, heute aus aktuellem Anlass (Hitmarathon) besonderer Text, siehe unten! 

Jesus sagt: „Selig, die Frieden stiften." - Politiker sagen, mit diesen Worten Jesu könne man keine Politik machen. Damit möchte ich mich nicht abfinden. Ich möchte mich auch nicht damit trösten, dass für die Kirche oft ganz andere Themen wichtiger sind. Und ich möchte mich nicht vertrösten lassen, dass das alles für das Jenseits gilt. Ich bemühe mich doch jetzt, als Mensch und Christ zu leben und verantwortlich zu handeln.

Jesus kannte den Menschen wie kein anderer mit seinen Stärken und Schwächen, mit seinem guten Willen und all den Boshaftigkeiten. Ich gehe davon aus: Diese Seligpreisung Jesu ist nicht als erstes eine Forderung, sondern ein Geschenk. Sie bezeichnet das, was bei Gott gilt, was ihm wichtig ist. Er ist ein Gott des Friedens und nicht des Verderbens. Und Jesus bringt nicht nur Frieden - „Er ist unser Friede!" (Epheser 2,14)  wie es in der Bibel heißt. 

Ich glaube: In unserer weithin friedlosen Welt gibt es keinen sehnlicheren Wunsch als den nach innerem und äußerem Frieden. Und ich vergesse es nicht, dass ich - bald siebzig Jahre alt - im Frieden leben durfte. Dafür bin ich zutiefst dankbar.  

„Selig, die Frieden stiften." Jesus hat der Welt Frieden vorgelebt. Und er preist Menschen selig, die Frieden vermitteln, wo Völker sich bekriegen. Die den Hass zwischen Ehepartnern, zwischen Kindern und Eltern auflösen helfen. Die darum bemüht sind, dass Streithähne wieder miteinander klar kommen. Selig der Mensch, der Frieden mit sich hat, der sich mit negativen Erfahrungen seiner Lebensgeschichte ausgesöhnt hat. Friedensstifter, wer zum Dialog zwischen den Religionen und Kulturen beiträgt. Wer sich dafür einsetzt, dass Gottes Schöpfung erhalten bleibt.  

„Selig, die Frieden stiften." Ich kann die Welt nicht verändern. Doch ich möchte mich bemühen, friedfertig zu sein und - wo nötig und möglich - die Hand zur Versöhnung auszustrecken. Ich möchte tolerant sein und andere spüren lassen: Du darfst anders sein als ich. Ich möchte den Mitmenschen gut begegnen, so wie ich wünsche, dass auch sie mir gut wollen. Kleine Schritte, zu denen mich Jesus ermutigt und an deren Wirkung ich glaube.

 SWR 4 Morgengedanke

Musik ist die Sprache der Seele 

„Als Gott den Menschen schuf, gab er ihm die Musik als Sprache des Himmels und der Herzen" - der Schriftsteller Khalil Gibran hat dieses wunderschöne Wort gesagt. Und allen, die kein Musikinstrument spielen oder die nicht singen, schreibt er zum Trost: „Bedauerlicherweise muss ich zugeben, dass ich kein Musikinstrument spiele, aber ich liebe die Musik wie das Leben."  * 

Aber wem sage ich das! - Sie hören den 2. Tag des „Hitmarathon" in SWR 4. Und dabei wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude und gute Unterhaltung. 

Manchmal schließe ich die Augen, um ganz entspannt und ungestört nur noch Musik zu hören - sonst nichts. Und dann spüre ich, wie mich die Musik umfängt, durchdringt und wie sie plötzlich tief in meinem Innern klingt. 

Und dann kommen ganz eigene Gefühle in mir auf - wie diese: Ich weiß nicht, was der Vogel auf dem Zweig singt; auch nicht, was der Bach murmelt, wenn er über die Kiesel plätschert. Ich weiß nicht, was die Wellen mitteilen, wenn sie an die Küste rauschen; auch nicht, was der Regen erzählt, wenn er an die Fensterscheiben klopft. 

Aber ich fühle, dass mein Herz den Inhalt all dieser Stimmen versteht. Sie spielen auf den Saiten meiner Gefühle. Klingt die Musik traurig, erinnert sie mich an leidvolle Stunden; dann schmerzen alte Wunden, die mir das Leben geschlagen hat. Klingt die Musik heiter, beschwören sie schöne Zeiten herauf; dann malt sie ein Lächeln auf meine Lippen und erinnert mich an glückliche Stunden.  

Ich vermute, solche Gefühle haben irgendwie fast alle Menschen. Die Musik ist die Sprache des Herzens und der Seele. Sie ist grenzenlos und frei - wie die Gedanken. Sie teilt Leid und Freud mit uns. Sie nimmt Anteil an unserem Glück und Unglück. Sie begleitet unsere Feste und ist ein guter Freund in schweren Zeiten. 

So ist die Musik die gemeinsame Sprache aller Menschen, die gemeinsame Sprache aller Völker, Kulturen und Religionen. Und alle Völker und Religionen verherrlichen Gott seit jeher mit Hymnen und Lobgesängen. So heißt es in Psalm 150 im Alten Testament: 

„ Lobt Gott mit dem Schall der Hörner,
lobt ihn mit Harfe und Zither!
Lobt ihn mit Pauken und Tanz,
lobt ihn mit Flöten und Saitenspiel!
Lobt ihn mit klingenden Zimbeln!
Alles, was atmet,
lobe den Herrn!"

 

 *  Nach einer Idee von Khalil Gibran. In: Sämtliche Werke in 5 Bänden,
Band 1, Patmos-Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011,

S. 9-26

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14921
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