Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Der Mensch ist, was er isst." Dieser Satz des Philosophen Ludwig Feuerbach ist keine resignierte Feststellung, dass der Mensch nicht zu ändern ist. Nein, er wollte sagen: zeige mir, was du so an Nahrung zu dir nimmst, dann weiß ich, welch' ein Mensch du bist.
Oh, oh, die Welt aufgeteilt in Fleischesser, Vegetarier, Fastfood-Freaks oder Müslis. Ich will da gar nicht urteilen und schon gar nicht verurteilen. Essen ist ja auch etwas sehr persönliches.
Aber je älter ich werde, desto genauer achte ich darauf, was ich so in meinen Körper rein nehme. Zu lange in meinem Leben musste ich lieblos gefertigtes Massenessen essen. Als Kind im Internat und als Student in der Mensa. Deswegen bin ich nun nicht gerade ein Gourmet geworden, aber gute, einfache, ehrliche Nahrung ist mir wichtig. Brot vom Bäcker, ganz frisch, aber genauso gern alt, knackig krachend, zum Knabbern und Beißen. Obst und Gemüse möglichst einzeln, nicht vermischt im Salat. Ich mag den individuellen Geschmack eines Apfels oder einer Mohrrübe.

Mit zunehmendem Alter achte ich aber auch darauf, was ich an geistiger Nahrung in mich aufnehme. Bücher zum Beispiel. Sie werden ja wochen-, oft monatelang zu meinem Begleiter. Und da will ich einen ernstzunehmenden papierenen Freund und keine oberflächlichen Schwätzer auf meinem Nachttisch oder mit in meinem Urlaub haben.

Auch in Zeitungen schaue ich eher nach den Artikeln, die tiefer gehen, die wichtig sind für mein Leben oder meine Arbeit. Beim Fernsehen gibt es Programme, die ich erst gar nicht in meine Fernbedienung aufgenommen habe. Und wenn ich fern schaue, dann meistens aufgezeichnet, weil ich es nach wie vor eine Frechheit finde, mir Werbung um die Augen und Ohren zu hauen, wenn ich mich gerade auf etwas anderes eingelassen habe.

„Der Mensch ist, was er isst". Er wird geprägt durch das was er so in sich aufnimmt". Da ist schon was dran. Und was bin ich nun für ein Mensch, mit dem, was ich in mich rein nehme?

Bin ich elitär, simpel, spartanisch oder wählerisch? Wählerisch - gefällt mir. Denn ich habe die Wahl, was ein großes Privileg ist. Und dann wähle ich auch: das, was mich körperlich und geistig nährt.

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