Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„In einem guten Wort ist für drei Winter Wärme, ein böses Wort verletzt wie sechs Monate Frost" - so ein mongolisches Sprichwort und die Mongolen müssen es ja wissen, denn wo sie leben ist es doch ziemlich kalt.

Ich mag Sprichwörter, denn in ihnen stecken komprimierte Lebensweisheiten kompakt verpackt. Oft sind es sogar einzelne Worte, die ganze Geschichten erzählen. Die Worte oder Unworte des Jahres zum Beispiel. Da werden durch Worte, die im Laufe eines Jahres in der Öffentlichkeit auftauchen, schräge Haltungen entlarvt. Wenn Kinder zum Beispiel als „Humankapital" bezeichnet werden. Oder wenn angesichts einer zu erwartenden „Rentnerschwemme" von „sozialverträglichem Frühableben" gesprochen wird. Fürchterlich! Wie da die Sprache eine eiskalt ökonomische Haltung kaschieren soll. Die Worte des Jahres hingegen erzählen, was die Medien oder die  Menschen beschäftigt hat. Sie sind auch immer ein Stück Ausdruck des Zeitgeistes. An „Abwrackpämie" erinnere ich mich da, an „Stresstest" oder auch „Finanzkrise".

Es gibt aber auch die Suche nach schönen Worten. Vor ein paar Jahren gab es eine Umfrage nach den schönsten deutschen Worten. Auf Platz 1: natürlich die Liebe, dieses kleine große Wort, nur durch ein i vom Leben entfernt. Aber auch so schöne Worte wie „Geborgenheit", „Sehnsucht", oder „Sonnenschein" waren dabei. Da spürt man doch gleich, wie gut schon allein der Klang mancher Worte tun kann. Oder welche Erinnerungen anklingen. Deshalb gibt es auch eine Liste der bedrohten schönsten deutschen Worte. Worte, die nicht mehr gebraucht werden, aber nicht in Vergessenheit geraten sollten: „Habseligkeit" gehört dazu, „Labsal", „Sommerfrische", „Augenweide", oder „Ohrenschmaus". 

 „Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott" heißt es im Johannesevangelium. Das muss man sich mal vorstellen: die Sprache als Gottesgabe, als ein Medium das von Gott kommt, für die Menschen, damit sie sich besser verstehen. Damit sie einander Schönes und Liebes sagen können. Worte wie „Ich mag Dich", „Du schaffst das", „Ich denk an Dich", „Pass gut auf Dich auf"...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14660
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