SWR1 3vor8

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Fronleichnam. Der Name ist irreführend. Denn heute wird kein toter Körper verehrt. Im Gegenteil: das Wort Fronleichnam bedeutet: lebendiger Leib des Herrn. Das Fest ist im Mittelalter entstanden, also schon vor der Reformation. So gehört es auch mit zur Geschichte der evangelischen Kirchen.
Fronleichnam hat seine Wurzeln im Gottesdienst, im Glauben, dass Christus in Brot und Wein gegenwärtig ist, in der Messfeier, und auch darüber hinaus.
Anfangs wurde die geweihte Hostie vor allem in der Kirche mit Gebeten und Liedern verehrt. Bald kamen dann Prozessionen hinzu. Dabei hat man an andere Bräuche angeknüpft: z.B. an den Brauch, den Priester zu begleiten, der die Kommunion zu einem Sterbenden getragen hat, später dann auch an den Brauch der Bitt- und Flurprozessionen. Jetzt wurde die geweihte Hostie in einer Monstranz, einem goldenen Schaugefäß, den Menschen gezeigt und aus der Kirche hinaus über die Felder und Wiesen und durch die Städte getragen. Das heilige Brot zeigen und mit Christus in der Mitte durch die Welt gehen und ihn um Segen bitten für Stadt und Land – diese Gedanken kamen neu hinzu.
Einen weiteren Akzent erhielt Fronleichnam nach der Reformation: da wurde es zu einem betont katholischen Feiertag.
Im Barock bekommen die Prozessionen vielfach den Charakter eines Triumphzuges: der himmlische König zieht in einem prunkvollen Zug durch das Land, begleitet von seinem Hofstaat – den Heiligenfiguren, die mitgetragen werden, und geleitet von seinem Volk, das ihm Blumen auf den Weg streut.
Im Dritten Reich haben Menschen an diesem Tag sehr viel Mut gezeigt. Denn bei der Fronleichnamsprozession mitzugehen, hieß, sich öffentlich als Christ zu bekennen.
So hat Fronleichnam im Laufe der Zeit Verschiedenes bedeutet und Frommes und weniger Frommes angezogen. Viele Gemeinden versuchen heute, zeitgemäße Formen zu finden, in denen gewachsenes Brauchtum und modernes Leben zusammenkommen und in denen auch Ökumene im Blick ist.
Fronleichnam - Gott ist anwesend in der Welt, und zwar überall, nicht nur in der Kirche. Ihn verehren im Brot, ihn hinaustragen in die Dörfer und Städte, heißt an seine Gegenwart glauben und überall nach ihm, nach seinen Zeichen Ausschau halten.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Fronleichnamstag. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1466
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