SWR2 Wort zum Tag

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Kann ich wirklich wissen, wer Gott ist? Kann ich es erkennen und erfahren? Wie kann ich sicher sein, dass es ihn gibt? - Es gibt Augenblicke im Leben, in denen ich Gott ahnen kann: Ein Sonnenuntergang am Meer, das Glitzern des sich verändernden Lichts auf den Wellen, die Stille, die mich umgibt und die Weite, die grenzenlos scheint -hat das alles nicht einen letzten Grund? Oder das Wunder einer Genesung, die nicht zu erwarten war und auch die Ärzte staunen lässt - das weckt Dank, der einen Adressaten sucht. Die Begegnung mit dem Menschen, den man liebt - war das nicht Fügung? Aber dann gibt es auch Ereignisse und Erfahrungen, die die Ahnung von Gott wieder zunichte machen: Eine Naturkatastrophe, die Zerstörung und Tod bringt; das jämmerliche Sterben eines noch jungen Menschen, dessen Krankheit nicht besiegt werden konnte; das Zerbrechen einer Beziehung, das unendlich weh tut. Wo ist bei all dem Gott?
Wie kann ich erkennen und erfahren, wer Gott ist? Mein Denken erreicht ihn nicht. Meine Erfahrungen bleiben zwiespältig. Wie also kann ich ihn erfassen? Jesus hat Geschichten erzählt, Alltagsgeschichten, die es aber in sich haben. Man kann sich in ihnen entdecken - und Gott. So ist es auch in folgender Geschichte: Eine Frau besitzt 10 Silbergroschen. Sie sind Teil ihres Kopfschmuckes, der zum Brautschatz gehört und ihr kostbarster Besitz ist. Plötzlich entdeckt sie, dass eine Münze fehlt. Und nun sucht sie, - sorgfältig, hartnäckig. Zuerst zündet sie ein Licht an. Denn das fensterlose Haus lässt nur wenig Licht durch die niedrige Tür herein. Aber sehen kann sie die Münze auf dem unebenen Boden nicht. Jetzt nimmt sie einen Palmenzweig und beginnt das Haus zu fegen. Sie hofft, dass die Münze auf dem felsigen Boden klirrt und sie so wieder findet. Und so geschieht es. Freudestrahlend erzählt sie den Nachbarinnen, was sie erlebt hat. Sie will, dass sie sich mit ihr freuen. - So ist Gott, will Jesus sagen. Wie die Frau sucht er und freut sich, wenn er findet, wenn er Menschen findet, die ihn verloren haben.
Haben das die Zuhörer Jesu verstanden? Sie konnten es verstehen und annehmen, wenn sie es mit dem Verhalten Jesu zusammenbracht haben. Er hat Menschen gesucht und gefunden, vor allem ausgegrenzte, leidende und schuldige. Ich kann es verstehen und annehmen, wenn mir aufgeht, was das Leben und Sterben Jesu auch für mich bedeutet. Was mir von ihm erzählt wird, soll mir ja sagen: Wer du auch bist, mit deinen Fragen, mit deinen Ratlosigkeiten, mit deiner Schuld wirst du gesucht und gefunden - von Gott. So ist Gott.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14653
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