SWR1 3vor8

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Gute Worte wirken Wunder, vor allem wenn ich niedergeschlagen bin, wenn ich mich schwach fühle und müde. Ganz egal, was mich fertig gemacht hat, ich komme schlecht von allein wieder auf die Beine. Auch die Selbstheilungskräfte brauchen Anschub, brauchen Motivation, brauchen Nahrung.
Niedergeschlagen und müde, zu schwach zum Aufstehen - so ist es wohl auch den Menschen zur Zeit des Propheten Jesaja gegangen. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben. Sie würden wohl die Verlierer bleiben, die, denen man übel mitgespielt hatte. So weit unten waren sie, dass nirgendwo mehr ein Hoffnungsschimmer zu sehen war. Es hat ja doch keinen Sinn. Es lohnt nicht, einen Finger zu rühren. Wer müde ist und niedergeschlagen, der hat keine Aussichten mehr auf Veränderung. Von ganz unten kann man nicht mehr sehen als das eigene Unglück.
Da erinnert sie der Prophet an Gott. Er spricht gewissermaßen im Namen Gottes mit ihnen und konfrontiert sie mit der Perspektive Gottes. „Meine Gedanken", sagt er, „meine Gedanken sind nicht eure Gedanken und meine Wege, sind nicht eure Wege. Sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken" (Jes 55, 8f). Und er redet von Heimkehr, der Prophet. Von blühenden Landschaften. Von einem neuen, eigenen, selbstbestimmten Leben. Es wird alles gut werden.
Gottes Wege und Gedanken sind höher als meine. Was mich so fertig macht: Das ist nicht alles. Gott sieht mehr. Er sieht weiter hinaus, als ich es kann. Und er verspricht Leben. Leben in Fülle, hat Jesus sogar gesagt. Gott verspricht einen neuen Anfang für die, die niedergeschlagen sind. Er sieht über meine Sorgen und Ängste hinaus.
Ich will versuchen, mich darauf zu verlassen. Gott sieht weiter, als ich es kann. Daran haben sich die Leute damals festgehalten. Und sind auch wirklich dahin gekommen, wo sie neu anfangen konnten. Das war nicht ganz leicht. Aber sie hatten ja Gottes Versprechen. Daran konnten sie sich aufrichten. Das hat ihnen geholfen, nicht aufzugeben.
Gott sieht weiter, als ich es kann. Er verspricht Leben in Fülle - auch wenn ich das im Moment nicht sehen kann. Daran will ich mich festhalten - so wie die Leute damals.
Wie aber kommt sie zu mir, die Erinnerung an Gottes Wege und Gedanken, an denen ich mich hochziehen und aufrichten kann? Es könnte heute im Gottesdienst geschehen: Da wird davon geredet werden. Vielleicht auch morgen, wenn einer zu mir sagt: Du schaffst das. Wenn einer zu mir sagt: Lass es uns versuchen. Zusammen ist man weniger allein. Manchmal spricht da einer im Namen Gottes. An solchen Worten kann man sich aufrichten. Aufstehen und weitergehen. Denn gute Worte wirken Wunder.

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