Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Tanzkurse sind in. Immer noch. Angefangen von klassischen Tänzen, wie Discofox, Cha Cha Cha, oder Walzer, bis hin zu neueren Formen, wie Zumba. Eine Verbindung aus Aerobic und lateinamerikanischem Tanz, die jung und alt in die Tanzschulen und Fitnessstudios treibt.
Tanzen begeistert Menschen bis heute. Auch ich tanze gerne - selbst wenn ich nur selten dazu komme. Es macht den Kopf frei und die Bewegung zur Musik tut gut.

Tanzen kann auch unsere Seele. Nämlich dann, wenn sie ganz frei wird. Sich nicht an Sorgen oder Probleme klammert.

Madeleine Delbrêl, eine christliche Schriftstellerin, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Frankreich gelebt hat, hat dazu einen wunderschönen Text geschrieben:  

„Um gut tanzen zu können - mit dir oder auch sonst,
braucht man nicht zu wissen, wohin der Tanz führt.
Man muss ihm nur folgen,
darauf gestimmt sein,
schwerelos sein,
und vor allem: man darf sich nicht versteifen.
Man soll dir keine Erklärung abverlangen,
über die Schritte, die du zu tun beliebst,
sondern ganz mit dir eins sein - und lebendig pulsierend
einschwingen in den Takt des Orchesters, den du auf uns überträgst.
Man darf nicht um jeden Preis vorwärtskommen wollen.
Manchmal muss man sich drehen oder seitwärts gehen.
Und man muss auch innehalten können
oder gleiten, anstatt zu marschieren.
Und das alles wären ganz sinnlose Schritte,
wenn die Musik nicht eine Harmonie daraus machte.
Wir aber, wir vergessen sofort die Musik deines Geistes.
Wir haben aus unserem Leben eine Turnübung gemacht." 

(Madeleine Delbrêl, Der Ball des Gehorsams) 

Manches Mal gleicht auch mein Leben einer Turnübung und dann frage ich mich, was mich eigentlich daran hindert, mein Leben mit mehr Leichtigkeit anzugehen. Sollte ich als Christin nicht öfter ein tanzender Mensch sein? Und öfter mal freudig und zuversichtlich auf dem Ball des Lebens über die Tanzfläche wirbeln?

Vielleicht habe ich nicht immer genug Vertrauen, dass mein Leben in guten Händen ist. Und dann versteife ich mich, die Leichtigkeit ist dahin und ich gerate aus dem Rhythmus. Ich denke, ich muss wohl festhalten und loslassen üben. Mich festhalten an Gott, damit ich im Leben besser loslassen kann. Das Leben immer mal wieder tanzen kann...

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14592
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