Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Alle reden von der Krise, der Eurokrise, der Wirtschaftskrise, der Bankenkrise, wir haben eine Glaubwürdigkeitskrise, Unternehmen sind in einer Krise. Und jeder Experte gibt andere Tipps oder Ratschläge oder meint die Schuldigen zu kennen:
Das eine Konzept: Unternehmen müssten besser strukturiert sein, am besten hierarchisch, von oben nach unten. Kontrollmechanismen müssen stimmen. Sie funktionieren wie Maschinen. Führen bedeutet managen, dafür sorgen, dass die Regeln eingehalten werden und jeder klar seine Verantwortung kennt und dieser nachkommt. Schlechte Manager sind also schuld an der Krise. Andere sagen: die Welt der Wirtschaft ist ein Dschungel. Im Wettbewerb hilft nur eine gute Strategie und Durchsetzungskraft. Die Führungskraft muss in vorderster Front kämpfen und die Leute mitreißen. Aufgaben müssen erledigt und Pläne umgesetzt werden. Uns fehlen glaubwürdige Anführer. Davon unterscheiden sich andere Ratgeber. Sie sagen: Das wichtigste Kapital einer Firma sind die Mitarbeiter. Um effizient zu sein, muss die Atmosphäre stimmen, die Beziehungen der Menschen dürfen nicht durch unbearbeitete Konflikte gestört sein. Menschen brauchen Anerkennung und Wertschätzung. Man muss sich wie zu einer großen Familie zugehörig fühlen. Es fehlt heute das Vertrauen als Basis für dauerhaften Erfolg. Und noch ein Credo: die Geschäftwelt gebärdet sich wie ein großes Theater. Manager sind in einem gewissen Sinn Magier, die für die Unternehmens-kultur Verantwortung tragen. Geschichten, Symbole, feierliche Ereignisse, medienwirksam inszenierte Momente, große Visionen und regelmäßig wiederkehrende Handlungen geben dem Ganzen einen Sinn. Der Business-Elite mangelt es heute an Ritualen.
Und nun? Lauter unterschiedliche Rezepte. Am Ende ist man genau so schlau wie vorher. Also alles vergessen? Ich glaube nicht. Was die ganzen unterschiedlichen Erfolgskonzepte nämlich deutlich machen: Jeder denkt ein wenig anders und hat eine andere Perspektive: Während die einen glauben, das Heil liegt in Zucht und Ordnung, Kontrolle und Disziplin, glauben die anderen an Kreativität, Spontaneität, Schnelligkeit und List. Die Zauberer erzählen Geschichten und faszinieren durch gut zelebrierte Anlässe und schließlich bekommen solche sehr hohe Sympathiewerte, die sich wie liebende Väter oder sorgsame Mütter verhalten. Ich glaube, die eine Lösung gibt es nicht. Wir dürfen darauf vertrauen, dass die Vielfalt hilft. Dass wir uns hervorragend ergänzen können, wenn es darum geht, Wege aus den verschiedenen Krisen zu finden.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14493
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