Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Warum werden in unserem Land so wenig Kinder geboren, frage ich mich immer mal wieder. Aber eine Antwort, die mich überzeugt, habe ich bisher nicht. Haben Sie eine, vielleicht auch aus eigener Erfahrung?

Kurz vor Weihnachten ging es wieder durch die Presse: 1,3 Kinder pro Frau werden bei uns geboren. In Frankreich sind es mehr als 2 Kinder. Die Verfasser dieser Erhebung haben sich auch gefragt. Warum ist das so unterschiedlich?

Und sie meinen: Wenn man Deutschland und Frankreich vergleicht, an staatlichen Maßnahmen kann es wohl nicht liegen. Und die wirtschaftliche Zukunft für junge Eltern ist in Frankreich auch nicht rosiger und sicherer bei uns. Im Gegenteil.

Die Verfasser meinen, es muss kulturelle Gründe haben: Die Einstellung zu Kindern und auch die Erwartungen an Mütter bzw. Eltern. Die von außen an sie gestellt werden und die sie an sich stellen.

Mich hat das nachdenklich gemacht, gerade an Weihnachten. Kann es sein, dass wir - gerade in Deutschland - die Kleinfamilie zu sehr idealisieren? Mutter, Vater und ein Kind, höchstens zwei, für die man ganz da sein muss? So, wie man es auf den Krippenbildern sehen kann: Maria und Josef und das Kind, in warmem Licht. Gerade in Deutschland wird diese Idylle besonders in den Mittelpunkt gestellt. Denken wir deshalb, dass eine Mutter einzig und allein fürs Kind da sein müsste? Haben deshalb gerade gut ausgebildete Frauen den Eindruck, dass sie einen eigenen Beruf und die Bedürfnisse von Kindern nicht gut verbinden können? Entscheiden sich junge Männer und Frauen gegen Kinder auch weil dieses Ideal so hoch ist? In Frankreich zB. ist das anscheinend anders, obwohl die Rahmenbedingungen sonst ähnlich sind.

Und: Wenn ich mir Maria und Josef vorstelle und ihr Neugeborenes. Da war es wohl auch anders. Das war nicht ideal, das war real. Mutig müssen Maria und Josef gewesen sein, sie haben sich eingelassen auf ein Leben mit Risiken. Äußere Sicherheiten hatten sie nicht viele. Ich denke eher, sie haben das Vertrauen in ein Leben mit Kindern Schritt für Schritt gelernt.

Sie konnten dieses Vertrauen auch lernen, weil Kinder normal waren. Und gewünscht. Im ganzen Dorf. Maria und Josef waren keiner Eltern einer Kleinfamilie, die alles allein schaffen musste. Es gab mehrere Kinder, aber auch ein Umfeld, in dem Kinder wirklich dazugehörten. Vieles nicht ideal, aber so lebbar, dass man Kinder haben wollte. Ist es das, was bei uns fehlt? Was denken Sie? Wo sehen Sie Gründe, dass bei uns wenig Kinder geboren werden?

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14482
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