Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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In die Zukunft schauen, das kann man nicht. Schade eigentlich. Ich muss doch planen, vorsorgen und mich einrichten auf das, was wird. Deshalb muss ich wissen, was kommt. Deshalb versuchen Menschen Prognosen. Deshalb versuchen wir vorauszuschauen.
Und wie schaut man voraus? Man rechnet hoch. Man schreibt fort. Ungefähr so: Jetzt geht es mir nicht gut. Wenn das so weitergeht, dann wird es schrecklich enden. Jetzt komme ich nicht voran - wahrscheinlich werde ich bald ganz und gar feststecken. So funktionieren viele Prognosen. Die rechnen nicht damit, dass es auch anders werden könnte. Dass es überraschende Entwicklungen geben könnte. Positive.
Genauso ging es den Jüngern von Jesus, als sie mit ihm zusammen im Boot saßen und in einen schweren Sturm gerieten. Die Wellen schlugen hoch, erzählt die Bibel, aber Jesus war eingeschlafen. Und für die Jünger war klar: Wir werden untergehen. Sie haben mit dem Schlimmsten gerechnet. Und Angst gekriegt, natürlich. Wer mit dem Schlimmsten rechnet muss ja Angst kriegen. Ich möchte gar nicht wissen, wie sie gejammert haben und durcheinander geschrien. Wie sie in Panik geraten sind. Wie sie aus dem Rhythmus gekommen sind beim Rudern. Wie sich keiner mehr getraut hat, das Segel einzuziehen.
Die Bibel erzählt, dass es ganz anders gekommen ist. Jesus, heißt es, hat den Sturm beruhigt. Da waren sie gerettet. Und Jesus hat sie gefragt: „Habt ihr denn keinen Glauben?" Wer keinen Glauben hat, der nennt sich Atheist. Das gibt mir zu denken. Die Jünger, die doch die engsten Vertrauten von Jesus waren: die waren gewissermaßen praktische Atheisten. An ruhigen Tagen, am Sonntag im Gottesdienst, da war ihnen ihr Glaube selbstverständlich. Aber als die See rau wurde: da waren sie praktisch Atheisten. Da haben sie bloß mit dem Schlimmsten gerechnet. Mit Gott jedenfalls und mit seiner Hilfe haben sie da nicht gerechnet.
Wie gesagt: Mir gibt das zu denken. Ob ich denn nun für das neue Jahr mit Wundern rechnen will, fragen Sie? Jedenfalls will ich mit Gott rechnen. Der sitzt mit mir im Boot. Mit Ihnen übrigens auch, glaube ich. Er kann uns Kraft geben und Mut aus den Prognosen die richtigen Schlüsse zu ziehen. Dass wir umkehren und es besser machen. Damit positive Entwicklungen in Gang kommen. Es kann alles ganz anders kommen. Darauf will ich vertrauen. Und statt ängstlich auf Prognosen zu starren will ich bitten: Hilf mir, auf dich zu vertrauen, Gott. Und dann die Segel setzen. Oder anfangen zu rudern

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