Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Nichts bleibt wie es war, heißt der Refrain von Hannes Waders Lied „Heute hier, morgen dort". Als Studentin habe ich das oft gesungen, wenn irgendwo einer eine Gitarre dabei hatte. Ich glaube, die Studenten singen das heute noch. Wahrscheinlich kommen sie sich genauso jung und ungebunden dabei vor, wie wir damals
Nichts bleibt, wie es war: Das Lied fällt mir immer am Jahreswechsel ein. Bloß, dass ich inzwischen weiß: Das ist gar nichts Besonderes. Das ist kein Merkmal der Jugend, das ist ganz normal, dass nichts bleibt wie es war. Und es ist gut so. Das sich etwas entwickelt und verändert, dass etwas zu Ende geht und etwas anderes anfängt: das gehört zum Leben dazu. Wo sich nichts verändert, ist kein Leben und wer sich nicht verändern will, der wird mit der Zeit starr und leblos.
Sogar das Jahresmotto der Evangelischen Kirche für 2013, die Jahreslosung, stellt das fest. „Wir haben hier keine bleibende Stadt" (Hebr 13, 14). Einer der ersten Christen hat das an seine Mitchristen geschrieben. Sein Brief wurde sogar in die Bibel aufgenommen.
Wir haben hier keine bleibende Stadt": Für den Schreiber damals war das nicht bedrohlich. Ganz im Gegenteil. Für ihn war das ein Grund zur Hoffnung. So, wie es jetzt ist wird es nicht bleiben. So muss es nicht bleiben. Denn es gab damals vieles, was nicht bleiben konnte, wie es war. Manches war nämlich kaum zum Aushalten, genauso wie heute: Die schreiende Ungerechtigkeit auf der Welt, dass die einen immer reicher werden und andere kaum was zum Leben haben, Kinder, die niemanden haben, der gut zu ihnen ist, Paare, die nicht wissen, wie sie es weiter miteinander aushalten sollen. Wenn das Haus leer geworden ist, weil die Kinder aus dem Haus sind. Ich könnte vieles aufzählen, was eigentlich nicht so bleiben kann. Deshalb ist es gut, wenn sich das Leben verändert, wenn es anders wird. Davor muss man keine Angst haben. Es kann ja besser werden.
Das Jahresmotto 2013 geht ja auch noch weiter. „Wir haben hier keine bleibende Stadt. Aber die zukünftige suchen wir." Das ist ja eine große Hoffnung der Christen: die kommende Stadt Gottes. Eines Tages werden wir bei Gott wohnen. Oder Gott ganz nah bei uns. Wie auch immer. Dann wird es keinen Kummer mehr geben. Keine Schmerzen. Den Tod auch nicht mehr. Dann wird alles gut sein. Dann muss sich nichts mehr ändern. Ich finde es schön, darauf hoffen zu können.
Und bis dahin denke ich: Es ist  möglich. Es kann besser werden. Es wird besser werden. Warum also nicht auch schon hier und jetzt? Ich jedenfalls will im kommenden Jahr dafür tun, was ich kann.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14457
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