Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Mehr Frauen in die Vorstände und Aufsichtsräte der großen Unternehmen, überhaupt: mehr Frauen in Führungspositionen, fordern Politiker in allen Parteien. Das soll die Wirtschaft und unser Land voran bringen. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Frauen sind natürlich auch keine besseren Menschen, wahrscheinlich auch nicht von vornherein begabtere Führungskräfte.
Ich würde eher die Forderung sinnvoll finden: Mehr Eltern, mehr Väter und Mütter in Führungsaufgaben. Denn Eltern lernen in einer Familie mit Kindern alle Schlüsselqualifikationen, die man für eine Leitungsaufgabe im modernen Management braucht. Mit Kindern lernt man zum Beispiel, dass man nur gemeinsam an ein Ziel kommt. Dass man miteinander reden muss, um den besten Weg zu finden, auf dem keiner zu kurz kommt. Dass man Vertrauen haben muss in die anderen, dass es auch andere Wege gibt als nur den eigenen, und vor allem Großzügigkeit und Gelassenheit - die lernt man als Vater und als Mutter.
Ein Vater mit Leitungsaufgaben hat das so beschrieben: „Mitten in der Konferenz verschüttest du deinen Cappuccino und springst panisch auf. Da lehn ich mich zurück und entspanne erstmal, denn ich habe schon den Dreck von gefühlten 1000 umgestoßenen Gläsern aufgewischt. Im Fast-Food-Restaurant geht es slow zu und du läufst schon blau an vor Wut. Da lehn ich mich zurück und entspanne erst mal, denn ich habe schon gefühlte 100 Jahre auf einem Spielplatz gewartet. Was ich oft mühsam und schmerzlich durchs Vatersein lerne, zeigt mir andererseits, wie lächerlich viele scheinbare Probleme sind. Ich sollte mich noch viel öfter entspannt zurück lehnen."
Väter und Mütter lernen zu unterscheiden, was wichtig ist und was unwichtig. Sie lernen, wie man ein Unternehmen führt und alle mitnimmt. (So sagen das - glaube ich - die Manager.) Vielleicht hat Jesus an Väter und Mütter gedacht, als er gesagt hat: „Wer unter euch groß sein will, soll den anderen dienen. Und wer von euch der erste sein will, soll der Diener von allen sein." (Mk 10, 43f)
Deshalb an alle Personalchefs und Headhunter: Mehr Väter und Mütter in Führungspositionen! Vielleicht nicht gleich, solange die Kinder klein sind und sie das Vater- und Muttersein noch üben und ausprobieren müssen. Solange die Kinder klein sind, brauchen Eltern ihre Kräfte dafür. Aber wenn sie in der Familie ihre Kompetenzen entwickelt haben, dann sind sie qualifiziert für Führungsaufgaben. Und ich glaube, sie würden unser Land teamfähiger machen, innovativer und menschlicher.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14344
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