Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Jetzt komm ich nach Hause!" Der Satz stand in allen Zeitungen. Es war der Extremspringer Felix Baumgartner, der das gesagt hat, und zwar in der wohl extremsten Situation seines bisherigen Lebens. Er ließ sich an den Rand des Weltraums schießen und wollte dort aus 39 Kilometer Höhe mit dem Fallschirm springen und dabei die Schallmauer durchbrechen. Unmittelbar vor seinem Absprung sagte er vor den Ohren der Welt: „Jetzt komm ich nach Hause!" 
Den Satz hatte ich schon mal gehört. Auch in einer Extremsituation. Am Bett einer alten Frau, die wusste, dass sie bald sterben würde. 

Wo ist ‚zu Hause'? Wohin gehen Menschen, wenn sie sagen, sie gehen ‚nach Hause'? Das kann so Unterschiedliches meinen. Wenn ich den Tag über weg war und am Abend meine Wohnung aufschließe, weiß ich, dass ich nach Hause komme, dahin zurück, von wo ich aufgebrochen bin und wo ich hingehöre. Wenn ich eine Weile im Ausland war, denke ich schon ab der Grenze, ich sei wieder ‚zu Hause', weil mir die Autokennzeichen vertraut sind und ich andere deutsch sprechen höre. Und wenn ich vom Rand des Weltalls herunter schauen würde, dann hätte sicher auch ich das Gefühl: Die gute alte Erde weit unter mir‚ das ist ‚zu Hause'. 

Und dann gibt es Augenblicke, in denen selbst die Erde nicht reicht als ‚zu Hause'. Manchmal spüre ich, dass alles, was sich hier heimatlich anfühlt, noch nicht das Ganze ist. Dass es Heimat immer nur auf Zeit gibt, auf Abruf, auf Widerruf. Dass das Ankommen in meinen vertrauten vier Wändenund selbst bei den Menschen die ich über alles liebe, letztlich nur ein Zwischenstopp ist. 

Ich kenne beides, das warme Gefühl: hier komme ich an, hier gehöre ich hin. Und auch das andere: es fehlt noch etwas, um wirklich ganz zu Hause zu sein. Und manchmal spüre ich das sogar fast gleichzeitig. Ich verstehe das so: Gerade wenn ich mich wohl fühle auf der Erde und in meinem Leben, dann wünsche ich, dass ich mitsamt den Menschen, die mir Heimat geben, eine gemeinsame Heimat finde. Und dass die Erde mit allen ihren vielen Heimaten auch selbst noch in einer größeren Hand liegt, die ihr quasi Heimat gibt, über ihre irdische Gestalt hinaus.  Diese große haltende Hand nenne ich Gott.

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