SWR3 Gedanken

SWR3 Gedanken

Es gibt Tage, die sollen nicht sein. Es gibt Tage, die man am besten vergessen und ungeschehen machen möchte. Weil etwas Trauriges passiert ist oder jemand sehr verletzend war. Vielleicht kennen Sie auch solche Tage.
Dann möchte ich Ihnen diese Geschichte erzählen:
Ein weiser Mann lebte allein in einem alten Haus mitten in einem großen Garten. Eines Tages hört der Mann eine Stimme: „Geh und sammle bei den Menschen die Tage, die nicht sein sollen!"
Der Mann folgt der Stimme und lässt sich von den Winden in alle Himmelsrichtungen tragen. Überall hin, wo es Tage gab, die nicht sein sollten. Er sammelt die Tage, an denen Menschen ihr Liebstes verloren haben. Er sammelt Tage, an denen ein Mensch einfach unerträgliche Schmerzen aushalten musste. Er sammelt Tage ohne Trost und Tage des Zorns. Der Mann sammelt sie alle.
Dann lässt er sich von dem Wind zurück in seinen Garten bringen. Dort legt er die Tage wie Samen in die Erde. Dann fällt der Regen auf die Erde und als es Winter wird, bedeckt der Schnee alles.
Im nächsten Frühling wachsen aus diesen Samen Blumen, wunderschöne Blumen und Sträucher heran. Die Menschen kommen und bestaunen alles. So einen schönen Garten haben sie schon lange nicht mehr gesehen.
Mich hat diese Geschichte berührt. Weil sie so einen langen Atem kennt. Da hat jemand viel Geduld, da kann jemand warten. Und erlebt: aus dem Schlimmen kann was werden, nämlich etwas Gutes. Dietrich Bonhoeffer hat mal gesagt:
Gott kann aus allem, auch dem Schlimmsten etwas Gutes machen. Wenn er Menschen findet, die einen langen Atem haben und vertrauen können.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14240
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