Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Wenn schon genießen dann richtig, habe ich eine Frau sagen hören. Sie hat in die Schokolade gebissen und gelacht. Ich konnte ihr ansehen, dass sie es herrlich findet, wie das schmilzt und schmeckt. Wenn schon genießen, dann richtig. Nicht an Kalorien denken, nicht vom Abnehmen sprechen. Jetzt nur kein schlechtes Gewissen haben, sondern einfach reinbeißen.
Wenn schon genießen dann richtig. Dabei denke ich auch an etwas anderes. Wenn schon genießen, dann fair. Nicht auf Kosten der Menschen, die Kaffee oder Kakao ernten oder Orangen pflücken und dabei Schwerstarbeit leisten. Oft sind es Kinder, die arbeiten.
Es nützt den Menschen im Süden wenig, wenn wir ein schlechtes Gewissen haben und dann alle keine Schokolade oder keine Bananen mehr kaufen. Die Kleinbauern im Süden haben viel mehr davon, wenn wir beim Einkaufen Waren aus gerechtem Handel nehmen. In den Weltläden und in den Regalen der großen Lebensmittelläden gibt es vieles aus fairem Handel. Kaffee, Reis und Kakao, Schokolade und Mangosaft - sogar Gummibärchen.
Der faire Handel achtet auf menschliche Arbeitsbedingungen und bezahlt gerechte Löhne. Deshalb ist gerechter Kaffee und faire Schokolade auch etwas teurer. Meistens haben sich die Menschen im Süden zu kleinen Genossenschaften zusammengeschlossen. Sie teilen sich den Gewinn. Gemeinsam bauen sie eine Schule oder richten eine Krankenstation ein. Andere schaffen sich zusammen einen Traktor an.
Beim fairen Handel kommt es nicht darauf an, Gewinn zu erzielen und diesen dann aus Mitleid wieder zu spenden. Es geht darum, die Menschen im Süden für ihre harte Arbeit fair und gerecht zu bezahlen und sie darin als Menschen mit Würde zu behandeln. Eine Frau vom Weltladen sagt: Es ist wichtig, dass wir die Menschen im Süden als unsere Mitmenschen sehen und ihnen als Partner auf Augenhöhe begegnen. Das passt ganz gut zu dem, was Jesus die Liebe zum Nächsten nennt.
Die Nächsten können auch 6000 km weit entfernt leben. Sie haben ein Recht zu essen, zu trinken und zu wohnen. Sie wollen ihre Kinder in die Schule schicken, und wenn sie Zahnschmerzen haben zum Zahnarzt gehen.  Wer Waren aus gerechtem Handel kauft, unterstützt das. Immer mehr Kantinen, Büros und Kirchengemeinden schließen sich an. Denn: Wenn schon genießen, dann richtig - und fair.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14126
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