Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wie ist Gott? Die Bibel hat für Gott eine Menge Bilder: Vater, Mutter, Richter, König, Hirte, Freund … die Bibel ist voll mit Bildern für Gott. Offenbar kommt der Glaube ohne solche Gottesbilder nicht aus. Um zu beschreiben, wie Gott ist, brauchen wir Vergleiche: Gott ist wie ein Fels, wie ein Henne, die sich um ihre Küken kümmert oder – auch das steht in der Bibel – wie ein Liebhaber oder ein Kriegsmann. Keins dieser Bilder beschreibt Gott umfassend und ausreichend, jedes zeigt aber einen richtigen Gesichtspunkt. Die verschiedenen Bilder sind dabei mehr oder weniger wichtig. So würde ich z.B. sagen, dass das Bild von Gott als Vater oder Mutter sehr zentral ist, während das Bild von Gott als Kriegsheld eher am Rand steht.
Ich denke, das Problem mit den Gottesbildern ist aber, dass sich dabei auch ganz leicht falsche Vorstellungen von Gott einschleichen können. Beispielsweise wird Gott in der Bibel auch als Lehrer bezeichnet (Hiob 36,22). Welche Vorstellung von Gott dieses Bild in einem Menschen hervorruft, hängt ganz davon ab, welche Erfahrungen er mit seinen eigenen Lehrerinnen und Lehrern gemacht hat. Gott als Lehrer bedeute für den einen: Gott ist streng und ungerecht; für den anderen: Gott kann ich auf der Nase herumtanzen; und für den nächsten: bei Gott kann ich was fürs Leben lernen.
Die Erfahrungen, die jemand gemacht hat, bestimmen also seine Vorstellungen von Gott. Wie bei meinem Sohn. Der sagte neulich zu mir: „Wenn Gott viele Besuche gemacht hat, ist er im Himmel und macht ein Mittagschläfchen“. „Oha“, dachte ich, „da sind Gott und der Papa ein Bisschen durcheinander geraten“. Offensichtlich hat mein Sohn gehört, dass wir Gott beim Beten oft „Vater“ nennen. Deshalb meint er nun, Gott sei so ähnlich wie sein eigener Vater, der als Pfarrer die Leute besucht und sich ab und zu ein Mittagsschläfchen gönnt.
Dass mein Sohn bei Gott, dem Vater, an seinen schlafenden Papa auf dem Wohnzimmersofa denkt, finde ich ziemlich lustig, es ist aber eigentlich falsch: „Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht“, steht im 121. Psalm. Gott ist immer erreichbar und immer für uns da.
In unsere Bilder von Gott können sich leicht Missverständnisse einschleichen. Deshalb, ist es gut, sie von Zeit zu Zeit zu überprüfen, denke ich. Aber wie? „Kein Mensch hat jemals Gott gesehen“, steht im Johannesevangelium. Doch der Satz geht weiter: „sein einziger Sohn, der den Vater genau kennt, hat uns gezeigt, wer Gott ist“ (Johannes 1,18, Übersetzung: Hoffnung für alle). Wer also wissen will, wie Gott ist, der muss sich an Jesus wenden: So wie er mit den Menschen umgegangen ist, was er über Gott, erzählt hat, so ist Gott.
https://www.kirche-im-swr.de/?m=1412
weiterlesen...