Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Das „Internationale Rote Kreuz" gedenkt heute seines Gründers Henri Dunant, der am 30. Oktober 1910 gestorben ist. Der Schweizer Geschäftsmann war 1859 bei einer Italienreise unversehens in die Schlacht von Solferino hineingeraten und sah mit Entsetzen 40.000 Gefallene, Sterbende und Verwundete auf dem Schlachtfeld liegen. Todesmutig und ohne irgend ein Mandat organisierte Henri Dunant noch am selben Tag in den umliegenden Dörfern erste Hilfe für die Verletzten. Sein später verfasstes Buch über diese Ereignisse hat die damalige Weltöffentlichkeit erschüttert. So kam es zur Gründung eines „Internationalen Komitees vom Roten Kreuz". Die „Genfer Konvention" aus dem Jahre 1864, immer wieder aktualisiert, garantiert seitdem den neutralen Schutz des „Roten Kreuzes" in bewaffneten Konflikten.
Auch das „Deutsche Rote Kreuz" sieht in Henri Dunant seinen Gründungsvater. Das DRK, einer der größten Wohlfahrtsverbände im Land, bewältigt ein immenses  Aufgabenspektrum. Es reicht vom Katastrophenschutz über das Sanitäts- und Rettungswesen bis hin zur praktischen Sozialarbeit. 
Der heutige Gedenktag könnte Anlass sein, den Helferinnen und Helfern aller Rettungs- und Wohlfahrtsorganisationen für ihren Dienst zu danken. Ich bewundere die Profis auf den Rettungsfahrzeugen, denen ich als Notfallseelsorger oft begegnet bin. Tag und Nacht sehen sie sich mit Krankheit und Tod konfrontiert. Das will auch seelisch ausgehalten sein. 
Dank gebührt aber auch den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. Sie opfern Kraft und Zeit im Sanitätsdienst, werkeln in Kleiderstuben und Möbelhallen, engagieren sich im Katastrophenschutz, in Pflege und Sozialarbeit. 
Hoffentlich gelingt es uns, auch weiterhin junge Menschen für solche Samariterdienste zu begeistern. Da genügt es allerdings nicht, nur den Button „gefällt mir" am Handy zu drücken. Hier gilt es, Kraft und Zeit für das Wohlergehen anderer zu investieren. Nicht umsonst, denn da kommt auch für einen selber viel rüber. 
In einer Zeit, in der sich alles rechnen und rentieren muss, brauchen wir mehr denn je eine „Kultur des Erbarmens". Die professionellen Organisationen schaffen das alleine nicht, die müssen ja selber spitz kalkulieren und „schwarze Zahlen" abliefern. 
Eine „Kultur des Erbarmens" müsste in den Herzen Vieler verankert sein, damit Menschen Zuwendung und Hilfe, Nähe und Liebe erfahren.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14047
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