Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ausgebrannt" - so beschreibt man inzwischen Menschen, die nicht mehr können, die an „Burn out" erkranken. In meinem Bekanntenkreis werden es immer mehr.
Hinter dem Gefühl, ausgebrannt zu sein, steckt meist eine tiefe Sehnsucht nach Anerkennung, die nicht gestillt werden kann. Das erfährt man bald, wenn man mit diesen Menschen spricht. Da gibt es Ansprüche vom Arbeitgeber, von den Kollegen oder von der Familie. Und dann gibt es die Ansprüche, die der Mensch an sich selbst stellt. Es gibt den Wunsch, den Ansprüchen zu genügen und Anerkennung zu erhalten. Und die Erfahrung: ich schaffe es nicht, ich kann nicht genügen. Und irgendwann ist man dann ausgebrannt.
Sehnsucht nach Anerkennung - ich glaube dieses Gefühl steckt wie eine menschliche Ursehnsucht in jedem von uns. Pädagogen bestätigen das und sagen: Kindererziehung ist nur dann erfolgreich, wenn sie auf diese Sehnsucht nach Anerkennung gut eingeht. Erziehung gelingt, wenn ein Kind die Erfahrung macht: ich kann ganz viel und Mama und Papa finden mich gut, auch wenn ich mal etwas nicht schaffe! Erziehung ist auf dem falschen Weg, wenn ein Kind häufig erfährt: du bist nicht gut genug, du genügst nicht unseren Ansprüchen.
Denn diese Erfahrungen aus der Kindheit haben Auswirkungen bis ins Erwachsenenalter.
Menschen, die als Kind die Botschaft mitbekommen haben: „Du bist recht so wie du bist", können als Erwachsene gelassener mit den Ansprüchen umgehen, die an sie herangetragen werden. Und Menschen, die aus der Kindheit das Gefühl mitbringen, nicht zu genügen, stehen viel mehr in der Gefahr, an Burn out zu erkranken.
Ein Schutz davor ist es, einen gelassenen und zufriedenen Blick auf sich selbst zu bekommen. Das zu schaffen, ist für die Menschen, die dafür im Elternhaus nicht gut ausgerüstet wurden, schwerer, aber auch möglich. Ein liebevoller Partner kann da Hilfe sein, gute Freunde, auch psychologische Begleitung.
Und der Glaube an Gott. Mir hilft es, dass ich weiß: neben meiner Familie und meinen Freunden, ist da noch jemand, der mich so akzeptiert wie ich bin. Ich glaube daran, dass Gott zu mir steht. Dadurch kann ich gelassener durchs Leben gehen. Denn ich weiß: Gottes Ja hat Bestand, auch wenn mir immer mal wieder etwas nicht gelingt im Beruf, mit den Kindern oder in der Partnerschaft.
Meine Erfahrung ist: wenn ich dieses Ja Gottes tief in meinem Herzen wirken lassen, dann schützt mich das vor meinem eigenen Perfektionismus und es bewahrt mich davor, allen Ansprüchen gerecht werden zu wollen, denen ich begegne.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=14036
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