Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Mit Gott ist es wie mit einem Navigationsgerät", hat mir eine Frau gesagt: „Wenn ich nicht weiß, ob ich nach rechts oder links steuern soll, dann bekomme ich von ihm den richtigen Weg gesagt."
Irgendwie bewundere ich die Glaubensstärke dieser Frau, die jede Entscheidung - und sei es noch die Kleinste - Gott vorträgt und von ihm eine Weisung erwartet.
Aber auf der anderen Seite stört mich der Vergleich von Gott mit einem Navigationsgerät.
In einem Navi gibt man ja das Ziel seiner Fahrt ein und wird dann freundlich, aber konsequent ans Ziel geleitet. Jede notwendige Abbiegung wird genau angesagt; manchmal helfen Navigationsgeräte einem sogar, Staus und Gefahrenstellen zu umfahren.
So ist das Leben mit Gott aber nicht, finde ich. Ich glaube schon, dass Gott mir in meinem Leben zur Seite steht; aber ich glaube auch, dass er mir für meine Lebenswege viel Freiheit lässt und mir nicht jede Abbiegung vorgibt, die ich zu gehen habe. Mit einem Gott, der jeden meiner Wege genau registriert, der auf einer von ihm angelegten großen Straßenkarte ständig im Blick hat, wo ich mich gerade befinde, und der an jeder möglichen Kreuzung kurz mal durchgibt, wo ich lang zu gehen habe, kann ich nichts anfangen.
Aber in einem bin ich einig mit dem Bild von Gott als Navigationsgerät. Denn Navigationsgeräte haben eine bewundernswerte Geduld mit uns Menschen und unserem Fehlverhalten. Wenn ich einmal eine Abfahrt verpasse, dann bietet mir das Navi wieder und wieder die Möglichkeit, auf den richtigen Weg zurückzukehren. Die Geduld eines Navigationsgeräts scheint unbegrenzt zu sein. Auch wenn ich falsch fahre, auch wenn ich sämtliche Hinweise des Navigationsgeräts ignoriere - immer wieder meldet sich die freundliche Stimme zurück und gibt neue Wegweisung. Ein Navigationsgerät ist offenbar nie beleidigt. Von sich aus kündigt es seine Hilfe niemals auf.
Mit Gott ist es da nicht anders. Wahrscheinlich bleibt Gott bei manchen falschen Wegen, die ich einschlage, nicht ganz so gleichmütig wie die Stimme im Navi. Gott ist ja auch kein Computer. Ich glaube schon, dass er sich ärgert, wenn ich falsch laufe und dass er traurig oder wütend ist, wenn ich Wege gehe, vor denen er mich bewahren wollte. Aber: Gott lässt sich davon nicht abbringen, mein Leben weiter zu begleiten. Selbst wenn ich mich völlig verirrt habe und ganz weit abgekommen bin von ihm - Gott bietet immer wieder seine Hilfe an, damit ich auf den Weg zurückkomme, den er mit mir gehen möchte.
Der Apostel Paulus hat das so zusammengefasst: „... sind wir untreu, so bleibt Gott doch treu"

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