Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Ihr lernt das nicht für die Schule. Was ihr hier lernt, lernt ihr fürs Leben." Das habe ich von meinen Lehrern gehört, wenn die Motivation zu wünschen übrig ließ bei der Elektrizitätslehre, beim Dreisatz oder bei den Vokabeln. Wahrscheinlich haben es meine Eltern auch schon gehört und meine Kinder sind auch mit diesem Spruch aus der Schule nach Hause gekommen: „Ihr lernt nicht für die Schule. Ihr lernt fürs Leben."
Stimmt. Manches, was ich in der Schule gelernt habe, brauche ich bis heute, jedenfalls ab und zu. Englisch z.B., Geographie und Prozentrechnung - obwohl, da haperts bei mir ehrlich gesagt immer noch. Und die Diskussionen in Deutsch oder Religion, wo man gemerkt hat: Nicht auf alles, was im Leben passieren kann, findet man gleich eine passende Antwort. Da muss man genau nachdenken und am besten mit anderen zusammen überlegen.
Also doch eine ganze Menge, was ich in der Schule gelernt habe. Allerdings: Wie das Zusammenleben von Menschen gut werden und was ich dafür tun kann davon habe ich in der Schule wohl in Büchern gelesen. Aber ausprobieren konnte man das da nicht. Herausfinden kann man das eigentlich nur im richtigen Leben. Am Nachmittag mit den Freunden. Auf dem Sportplatz, im Schwimmbad, am Küchentisch. Miteinander gut auskommen, das lernt man im Leben  nicht in der Schule
Inzwischen gehen viele Schüler den ganzen Tag in die Schule. Damit sie trotzdem das Zusammenleben ausprobieren und lernen können, gibt es zum Beispiel Kooperationsprojekte von kirchlicher Jugendarbeit und Schule. Da lernen ältere Schüler für jüngere eine Hausaufgabenbetreuung zu organisieren, oder Pausenspiele für Grundschüler zu betreuen oder wie man ein Schülercafe gründet. Dass das Klima an der Schule besser wird, wenn man sich einsetzt und aktiv mitmacht, das spüren die, die es ausprobieren. Wer da mitmacht, der gewinnt soziale Kompetenz und Selbstbewusstsein. Ich glaube: Da lernen die Schüler etwas, was sie später im Leben brauchen können. Wer sich einmal getraut hat, einen Besuchsnachmittag im Altenheim zu organisieren oder einen Raum der Stille an seiner Schule einzurichten, der traut sich auch später etwas zu, und sieht schnell, worauf es ankommt.
Wir Christen glauben, dass Gott uns Menschen dazu braucht, die Welt zu gestalten. Deshalb bieten die Kirchen solche Projekte für Schüler an. Da kann man lernen und probieren und üben, die Welt ein bisschen besser zu machen. In der Schule  für die Schule. Und für das Leben danach.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13954
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