Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Eigentlich ist es ganz einfach, die Welt zu verbessern  wenigstens ein bisschen. Die Stadt Rottenburg am Neckar zum Beispiel macht das. Vor gut 2 Jahren haben sie dort angefangen, die Welt zu fairbessern. Fair mit ai. Der Stadtrat hat damals beschlossen, für die städtischen Behörden und Einrichtungen nur noch Waren und Verbrauchsmittel einzukaufen, die fair gehandelt werden. Fair wieder mit ai. Seither gibt es in Rottenburgs Rathausbüros Lineale aus Holz statt aus Plastik, Schnellhefter aus Pappe, der Toner für die Drucker ist ungiftig, die Rechner sind besonders sparsam im Verbrauch und der Kaffee kommt aus fairem Handel. Mit verschiedenen Aktionen versucht man, die Mitbürger dafür zu begeistern, es genauso zu machen. 2010 hat Rottenburg dafür als erste Stadt in Baden-Württemberg den Titel Fairtrade-Stadt bekommen. Am meisten beeindruckt hat mich das Beispiel mit den Steinen. Den Platz vor dem Dom haben die Stadträte mit Granitsteinen aus Bayern pflastern lassen  obwohl Steine aus Indien viel billiger gewesen wären. Dort werden sie nämlich in Steinbrüchen von Kindern behauen, die wie Sklaven arbeiten müssen. Das ist billiger. Solche Kinderarbeit wird aufhören, wenn die Steine nicht mehr verkauft werden können. Dafür zahlt die Stadt einen höheren Preis. Ich finde das in Ordnung. Und Sie?
Ob das aber wirklich was bringt? Ein paar Lineale, Schnellhefter, Glühbirnen und Pflastersteine? Ich bin da ziemlich sicher. Das ist wie die Sache mit dem Senfkorn, die Jesus erzählt hat. „Das Reich Gottes, hat er gesagt, also die neue Welt, wie Gott sie haben will, die gleicht einem Senfkorn: Ein Mann nahm es und säte es in seinem Garten ein. Es ging auf und wurde zu einem Baum. Und die Vögel bauten ihr Nest in seinen Zweigen". (Lk 13, 18f). Sie fängt klein an aber mitten unter uns, die neue Welt Gottes. Und sie kann wachsen.
Inzwischen gibt es in Deutschland schon 95 Fairtrade-Städte. Mannheim ist zum Beispiel auch dabei, Karlsruhe, Bad Herrenalb und ein paar Stadtteile von Stuttgart. Die können ihre Marktmacht nutzen 360 Milliarden Euro geben die öffentlichen Verwaltungen im Jahr für Waren und Dienstleistungen aus. Wenn sie dafür nur noch ökologisches Büromaterial beschaffen, energieeffiziente Computer, Möbel ohne Tropenholz und Steine, die ohne Kinderarbeit hergestellt werden  ich bin sicher, dass diese Dinge dann auch hergestellt und die Produzenten anständig behandelt werden.
Ich glaube: Viele Fairtrade-Städte und -Dörfer könnten die Welt fairbessern  nicht bloß ein bisschen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13951
weiterlesen...