SWR4 Abendgedanken

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Heute vor 50 Jahren hat Papst Johannes XXIII. das 2. Vatikanische Konzil eröffnet. Nicht nur die Katholiken schauten an diesem Tag aufmerksam nach Rom. Auch die Christinnen und Christen der anderen Kirchen blickten gespannt auf das Konzil, das vom Bischof von Rom mit dem Wort „aggiornamento" angekündigt wurde. Aggiornamento - frei übersetzt: eine Öffnung hin zum Heute. Dieses Konzil suchte die alten Bilder der Kirche neu zu entdecken. Kirche als Communio, als Gemeinschaft; Kirche als pilgerndes Gottesvolk. „Sein wandernd Volk will leiten, der Herr in dieser Zeit; ...",  so sangen die Christen nach dem Konzil. Der Chor des Gottesvolkes auf dem Weg wurde schon während des Konzils vielstimmig. Die anderen christlichen Kirchen waren als Beobachter in der Konzilsaula vertreten. Die Ökumene hatte einen festen Platz in den Gesprächen und Beschlüssen bekommen. Die römische Kirche trat mit dem Konzil offiziell in die ökumenische Bewegung ein. Das Schlussdokument zur Ökumene ermutigt bis heute zu einer Ökumene auf Augenhöhe. Ist es doch das erste offizielle Wort aus dem Vatikan zugunsten des ökumenischen Dialogs. Ich gehöre nicht zur römisch-katholischen Schwesterkirche, aber erinnere heute gerne an diesen denkwürdigen 11. Oktober 1962 in Rom. Ich erinnere gerne an diesen mutigen, kleinen und korpulenten Papst Johannes. Sein Mut und seine Weitsicht helfen uns bis heute als Christinnen und Christen aufeinander zuzugehen. Getrennt in Konfessionen, aber durch die eine Taufe verbunden als das eine Gottesvolk unterwegs.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13914
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