SWR2 Wort zum Tag

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Eint der christliche Glaube? Verbindet er Christen und Kirchen mit unterschiedlichen Traditionen miteinander? Auf den ersten Blick sieht es nicht so aus: Obwohl in den letzten Jahrzehnten manche Annäherungen gelungen sind, verhindern unterschiedliche Glaubensüberzeugungen die Überwindung der Konfessionsgrenzen und schließen zum Teil auch die gegenseitige Anerkennung als Kirche aus. Das hat negative Folgen zum Beispiel für konfessionsverschiedene Ehen, besonders schmerzhaft für die Zulassung zum Abendmahl, zur Feier der Eucharistie. Auch in ethischen Fragen gibt es deutliche Unterschiede. In allen Kirchen haben es Konservative und Liberale, Christen mit unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen schwer miteinander. Durch all dies haben die Kirchen ein erhebliches Problem mit ihrer Glaubwürdigkeit. Einheit darf aber doch auch nicht auf Kosten der Wahrheit gehen, wird eingewandt. Ja, aber um die Wahrheit wird seit Jahrzehnten gerungen, nicht ohne positive Ergebnisse. Aber die blieben oft ohne Folgen.
Hat der christliche Glaube also nicht die Kraft zu einen? Es gibt Erfahrungen, die das Gegenteil beweisen. Ich habe bei ökumenischen Treffen immer wieder erlebt, wie der Glaube Menschen, die aus unterschiedlichen Traditionen kommen, verbindet. Ich habe, auch wenn mir manche gottesdienstliche Formen fremd waren, die verbindende Kraft des Glaubens gespürt und indem Fremden das Gemeinsame erkannt. Mir ist aufgegangen, dass der christliche Glaube auf tragenden Pfeilern einer Brücke ruht, auf der sich Christen begegnen und zu einander finden können. Der wichtigste Pfeiler ist die Bibel, die unterschiedlich ausgelegt wird, deren Wahrheit sich aber immer wieder durchsetzt, wenn man nur auf sie hört. Andere Pfeiler sind die Taufe, die mit Christus verbindet und in die Gemeinschaft der Christen eingliedert, der gemeinsame Glaube an die Gegenwart Christi im Abendmahl, das gemeinsame Glaubensbekenntnis, Lieder und Gebete, vor allem das Vaterunser. Und ein tragender Pfeiler ist auch das Wissen um die Verantwortung für das Leben und Zusammenleben in der Gesellschaft. Diese Pfeiler können die Brücke tragen, auf der sich Christen begegnen und erkennen können, wie sehr sie zusammengehören. Es gibt die Brücke. Aber noch ist es so etwas wie eine Notbrücke. Es wäre gut, wenn die verantwortlichen Brückenbauer durch einende Beschlüsse die Brücke befestigen und so die Gemeinschaft der Christen selbstverständlicher machen würden.

 

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13905
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