SWR1 3vor8

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Es gibt Dinge, die haben Sinn, auch wenn sie keinen zählbaren Erfolg bringen.
Stellen Sie sich vor, ein Trainer in der D-Jugend hätte kein Interesse mehr an seinen Jungs oder Mädels, weil sie nicht unten raus kommen in der Tabelle. Oder eine Krankenschwester würde aufhören den Patienten zu pflegen, weil der eh nicht mehr gesund wird. Das wäre keine gute Berufsauffassung.
Oder stellen Sie sich vor, wir würden aufgeben, etwas gegen den Klimawandel zu tun, bloß weil wir denken: ‚hat eh keinen Sinn.' Gut, dass der Trainer, die Krankenschwester und Sie und ich, manchmal genau wissen: Ich mach das, auch wenn ich keinen zählbaren Erfolg sehe.
In den evangelischen Kirchen geht es heute um Jesaja. Ein Prophet Gottes. Der hatte auch keinen Erfolg. Er redet und redet zu seinen Landsleuten - in taube Ohren. Im Rückblick hat er geschrieben:
Ich habe zeitweise schon gedacht, ich arbeite vergeblich und verzehre meine Kraft umsonst.
Aber Jesaja hat die Durststrecke durchgestanden und nicht hingeschmissen. Ihm wird klar: Ich mache meinen Einsatz nicht vom Erfolg abhängig, ich folge meiner Bestimmung. Ich mache keinen Job, ich habe eine Aufgabe von Gott. Jesaja nennt das Berufung und vertraut darauf: Gott steht zu mir, wenn ich dran bleibe. Er findet also eine andere Motivation für sein Engagement. Nicht Erfolg, Gottes Wertschätzung bewegt ihn. Jesaja spürt sie darin, dass Gott ihm diese Aufgabe zutraut. Er fühlt sich von Gott geliebt und darum kann er auch lieben, was er tut, um der Sache willen.
Ich glaube, von Jesaja kann man lernen für Durststrecken. Als Mutter oder Vater, als Erzieher. Als Ärztin oder Ingenieur. Oder wenn man sich einsetzt im Verein oder in der Politik: Wenn ich etwas Gutes will für Menschen, dann zählt nicht zuerst der Erfolg.
Man kann stattdessen Kraft daraus ziehen, dass ich tue, was ich liebe, und liebe, was ich tue. Oder dass ich in meinen Beruf auch ein Stück Berufung festhalte. Weil er zu mir passt, wie Gott mich gemeint hat. Und es hilft in Durststrecken, wenn ich die Menschen achte und liebe, für die ich was tue. Und vertraue, ich folge meiner Bestimmung.
Ich glaube, es gibt es viel zu vieles, was nicht getan wird, weil man zu schnell denkt: Hat keinen Sinn, bringt keinen Erfolg. Erfolg ist oft ein falscher Ratgeber. Man muss auf anderes hören, was einem Kraft gibt, zu tun, was gut ist.
Ich glaube, man müsste viel öfter tun, was nicht gleich Erfolg verspricht. Vielleicht liegt Gottes Segen ja am Ende drauf und eines Tages kann man ihn sehen, den Erfolg. Wenn man dran geblieben ist.
Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist. Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll und Israel zu ihm gesammelt werde, - darum bin ich vor dem HERRN wert geachtet und mein Gott ist meine Stärke.

Jesaja 49,1-6

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13901
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