SWR3 Gedanken

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Wie stellen Sie sich das Paradies vor? Wie ein Schlaraffenland, in dem es alles gibt - und das umsonst? Oder wie ein Land, in dem die Menschen nicht arbeiten müssen und doch alles zum Leben haben? Mein Paradies steht vor meiner Haustür. Es ist eine kleine Holzbank, auf der gerade einmal zwei Menschen bequem Platz haben. Hier sitze ich manchmal alleine und schaue in die weite Landschaft vor meinem Haus. Lasse nach einem anstrengenden Arbeitstag einfach meine Gedanken mit den Wolken ziehen. Einige davon haben mich tagsüber ganz schön beschäftigt. Ich möchte sie nicht mit in die Nacht nehmen und stelle mir vor, wie sie es sich auf einer Wolke bequem machen und einfach davon ziehen. Eine Vorstellung, die mich unheimlich beruhigt und entspannt.
Manchmal sitze ich hier auch mit einem Kollegen und wir reden über Gott und die Welt. Wir tauschen uns über unsere Arbeit aus. Ja, auf dieser Holzbank sind schon die schönsten Ideen geboren worden. Wie zum Beispiel das Dankeschön-Fest für alle, die bei uns mitmachen. Oder der Gottesdienst für Verliebte.
Und dann gibt es Abende, da sitze ich hier mit meinem Sohn, der bald 18 wird. Er erzählt mir von seinen Plänen für die Zukunft und fragt auch danach, wie das bei mir damals war. Mädchengeschichten bekomme ich zu hören und wir besprechen die aktuellen Fußballergebnisse. Oder er erklärt mir eines seiner neuen Computerspiele. Dabei lachen wir viel und sind uns als Vater und Sohn ganz nahe. Und vergessen darüber völlig die Zeit.
Das Paradies ist nicht weit weg, sondern gleich nebenan. Das ist meine Erfahrung. Das Paradies ist dort, wo ich zur Ruhe komme, wo ich anderen und mir nahe komme. Es ist da, wo neue Ideen geboren werden und wo die Zeit stehen bleibt.
So ein Paradies gleich nebenan wünsche ich auch Ihnen heute.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13724
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