Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Wer es mit Gott zu tun bekommt, der kann sich auf einiges gefasst machen. Diese Erfahrung haben schon viele Menschen gemacht. Die Propheten in der Bibel können da in besonderer Weise ein Lied singen, denn das sind Menschen, die zuerst einmal gar nicht mit Gott rechnen. Und von jetzt auf nachher erfahren sie, dass Gott sie braucht und mit ihnen etwas ganz Besonderes vorhat.
Der junge Samuel im AltenTestament ist so ein Prophet. Fleißig arbeitet er im Tempel, von einem Anruf Gottes ahnt aber auch er nichts. Doch eines Nachts ist es soweit. Samuel weiß nicht, wie ihm geschieht und wer ihn da ruft. Für ihn steht fest: es kann nur sein Lehrer Eli sein. Mehrmals in dieser Nacht läuft er zu Eli, aber der hat tief geschlafen. Als er aber das dritte Mal geweckt wird, begreift Eli, dass Gott selbst den Jungen aus dem Schlaf aufweckt. Und so kann er Samuel den entscheidenden Hinweis geben: Wenn er dich wieder ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört. Samuels Bereitschaft beeindruckt mich. Er ist bereit auf Gottes Ruf zu hören - mit allen Konsequenzen, die das für ihn und sein Leben hat. Samuel ist dem Ruf gefolgt, er hat sein Leben in den Dienst Gottes gestellt. Für ihn bedeutet das, mit Gott in Kontakt bleiben und sein Volk immer wieder an den Willen Gottes erinnern. Doch Samuels Geschichte ist kein Einzelfall. Ich bin überzeugt, dass wir irgendwie alle Propheten sind. Menschen, mit denen Gott etwas vorhat und die Gottes Anruf hören können. Vielleicht nicht so direkt wie Samuel. Die Wenigsten von uns wird Gott mitten in der Nacht rufen. Gottes Ruf zu hören, das hat meist etwas damit zu tun, aufmerksam die leisen, kleinen und unscheinbaren Dinge im Leben zu bemerken und für sich selbst zu übersetzen. In meinem Leben waren es oft Menschen, die mir im richtigen Moment eine Frage gestellt haben und dann musste ich neu über mein Leben nachdenken. Manchmal war es aber auch ein Text, der mir zufällig in die Hände gefallen ist und der mich an meine Träume erinnert hat. Eine Frage, ein Text - das sind keine großen Sachen. Aber ich habe die Wahl. Ich kann die kleinen Zeichen überhören. Ich kann darin aber auch Gottes Ruf erkennen. Er will, dass ich meinen Weg gehe. Dass ich nicht als Kopie ende, sondern den Weg gehe, den er mir zugedacht hat. Diesen Weg muss ich immer wieder suchen. Aber ich bin mir sicher: Auch wenn ich es mir oft nicht vorstellen kann: Gott braucht mich, so wie ich bin. Und wenn wir mit ihm in Verbindung bleiben, dann können wir uns auf einiges gefasst machen: nämlich auf unser Leben!

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13627
weiterlesen...