Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Seit Donnerstag läuft ein Film mit diesem Titel im Kino. Der Wirt eines bayrischen Dorfes will erreichen, dass seine verstorbene Schwiegermutter heiliggesprochen wird und betrügt dafür nach Strich und Faden. Er setzt alles daran, den Gesandten des Papstes von diesem Betrug zu überzeugen. Denn eine Heilige würde den Tourismus in dem kleinen Bergdorf ankurbeln und damit die Dorfbewohner vor dem finanziellen Ruin retten.
Eine Komödie, die auch so einige Klischees zum dörflich-kirchlichen Leben bedient. Hängengeblieben bin ich aber am Titel des Filmes: „Wer´s glaubt, wird selig."
Im Deutschen sagen wir das, wenn wir meinen: „Das glaube ich nicht!" oder: „Wer das glaubt, der ist schon ziemlich naiv."
Ähnlich wird der Satz in dem Film gebraucht. Die Leute sollen etwas Unvorstellbares glauben, nämlich, dass die Schwiegermutter des Wirts wundersame Dinge vollbracht hat.
Ursprünglich kommt dieses Zitat aus der Bibel und meint etwas ganz anderes. Der Satz steht im Markusevangelium; allerdings mit einem kleinen Unterschied. Dort heißt es: „Wer glaubt (...), wird gerettet." oder in der Übersetzung von Martin Luther: „Wer da glaubt (...), der wird selig werden."
Da geht es nicht darum, irgendeine Geschichte oder irgendwelche Fakten für wahr zu halten. Sondern es geht um Jesus selbst. Um die Beziehung zu ihm. An Jesus glauben, heißt, sich auf ihn einlassen und ihm vertrauen. Immer wieder die Beziehung zu ihm suchen. Er bietet uns seine Nähe jeden Tag an. Er will, dass wir schon heute ein kleines Stück Seligkeit erfahren dürfen. Es liegt an uns, auf diese Einladung zu antworten. In Vertrauen auf einen Gott, der uns durch das Leben begleitet und der es gut mit uns Menschen meint.
Keine Frage, es fällt manchmal schwer, in diesem Glauben zu leben. Und es gibt genug Tage, an denen ich nicht so wirklich glauben kann, weil Zweifel meinen Glauben herausfordern. In solchen Momenten hilft mir ein Vergleich: Glaube ist wie das Gehen über eine Brücke, die gerade erst gebaut wird.
Schritt für Schritt entsteht die Brücke. Und Schritt für Schritt wächst die Beziehung zwischen mir und Gott. Ich muss den nächsten Schritt wagen und darauf vertrauen, dass der Boden unter meinen Füßen hält. Und wenn ich dann erlebe, dass der Glaube trägt, dann wächst auch mein Vertrauen. Es scheint zu stimmen: Nur wenn ich bereit bin, mich auf Gott zu verlassen, kann ich auch etwas von seiner Verlässlichkeit erfahren. Glaube ist ein Wagnis. Aber er kann meinem Leben neuen Halt geben. Und zwar dann, wenn ich es zulasse, mich von Gott angenommen und akzeptiert zu fühlen. Das macht selig.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13626
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