Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Man stelle sich folgendes vor: Jesus ist jetzt 50 Tage tot . Seine Jüngerinnen und Jünger sind in Jerusalem versammelt, und sie wissen nicht, wie es mit ihnen weiter gehen soll. Plötzlich werden sie überrascht. Die Bibel schildert das in einprägsamen Bildern (Apostelgeschichte 2,1-11): Es stürmt in ihr Haus hinein. Feuerzungen verteilen sich über ihnen. Sie verlassen das Haus und gehen raus aus ihrem Versteck an die Öffentlichkeit.
Zum jährlichen Pfingstfest waren Leute aus verschiedenen Gegenden mit unterschiedlichen Sprachen nach Jerusalem gekommen. Auf einmal kann jeder in seiner Muttersprache verstehen, was die Anhänger Jesu mitteilen wollen.
Was ist da passiert? Was können wir uns darunter vorstellen? –
Es stürmt. Darunter verstehe ich: Ich werde mitgerissen. Ich lasse mich anstecken, etwas Neues anzufangen. Viele wichtigen Dinge im Leben sind ein Wagnis und sie sind turbulent: in den menschlichen Beziehungen, wenn es um Liebe geht, bei beruflichen Entscheidungen, wenn ich mich auf Gott einlasse. Wo Gott ist, da ist Feuer unter dem Dach.
Die Feuerzungen könnten bedeuten: Ich brenne darauf, etwas zu tun. Ich bin mit ganzem Herzen dabei. Mir geht ein Licht auf. Ich kapiere etwas – von mir, von einem anderen, von Gott.
Und so kann jeder in seiner Muttersprache, in einer Sprache des Herzens verstehen, worum es da geht. Ich denke an unsere Gottesdienste am Sonntag. Da sind Junge und Alte, Frauen und Männer, Einheimische und Fremde, Weiße und Dunkelhäutige – Menschen, die einander eher selten begegnet wären. Der Gottesdienst führt sie zusammen. Der Glaube eint sie, trotz aller Verschiedenheit. Sie beten, singen, feiern. Hier ist keiner alleine. Mich fasziniert das und lässt mich ahnen, was sich am ersten Pfingsttag abgespielt haben könnte.
Mit dem Verstand stoßen wir hier an Grenzen. Mir erscheint es daher wichtiger, Gottes Geist in seiner bewegenden Kraft, also emotional zu spüren, zu empfinden, zu erleben, als darüber zu spekulieren.
Morgen ist Pfingsten. Pfingsten lädt mich ein, mich immer und immer wieder mit Jesus zu beschäftigen, seinen Geist zu entdecken: Als die Stimme, mit der Gott zu mir spricht. Als das Gesicht, mit dem Gott mich anschaut. Wenn ich frage, wer Gott für mich ist – dann schaue ich auf Jesus, spüre ihm und seinem Geist in den Evangelien nach. Und ich versuche den Weg zu gehen, den er mir auftut. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1359
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