Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Man ist so alt wie man sich fühlt“ –
ich mag diesen Spruch nicht. Da müsste ich gelegentlich sehr alt sein, wie ich mich manchmal fühle.
Da fange ich mehr an mit dieser Einsicht:

„Du bist so jung
wie deine Zuversicht,
so alt wie deine Zweifel,
so jung wie dein Selbstvertrauen,
so alt wie deine Furcht,
so jung wie deine Hoffnungen,
so alt wie deine Verzagtheit.“

Der Arzt und Theologe Albert Schweitzer hat das gesagt. Ich glaube, das hat er dem Leben abgeguckt. Beides trifft bei mir zu: Mal sind die alten Kräfte stärker, dann wieder die jungen. Die Frage ist, was auf Dauer überwiegt. Und das hat mit meiner Einstellung zu tun.
Selbstverständlich habe ich auch Zweifel, stelle in Frage, nehme nicht alles kritiklos hin. Doch etwas anderes ist, ob ich mich hinter meinen Zweifeln verschanze, in ihnen erstarre, nichts Neues mehr zulasse. Dann sehe ich allerdings alt aus.
Auch die Furcht ist mir nicht fremd. Krankheit, die bedrohte Schöpfung – das kann einem schon Angst machen. Wenn ich aber nur noch aus Furcht zittere, dann zerbreche ich daran.
Verzagt bin ich dann, wenn mir alles zuviel wird, wenn ich schlapp mache, keine Energie mehr aufbringe. Dann wird es Zeit, dass ich eine Auszeit nehme.
Zweifel, Furcht, Verzagtheit – alle drei laufen Gefahr, mich runter zu ziehen, ins Negative, und mir den Lebensmut zu nehmen.
Die Weisheit des Alten Testaments beschreibt das recht anschaulich: „Ein bedrücktes Gemüt lässt die Glieder verdorren, Kummer macht vorzeitig alt.“
Und andererseits: „Ein fröhliches Herz tut dem Leib wohl und macht das Gesicht heiter. Frohsinn verlängert ihm die Tage.“ (Sprichwörter, Jesus Sirach)
Oder mit den Worten von Albert Schweitzer: Du bist so jung wie deine Zuversicht, wie dein Selbstvertrauen, wie deine Hoffnungen. Diese drei haben auch eins gemeinsam: Sie sind positiv, zeigen nach vorne und erwarten auch Gutes im Leben.
Ein gesundes Selbstvertrauen lässt mich etwas wagen. Ein gesundes Selbstvertrauen lässt mich mit Freude bei einer Sache sein.
Bin ich zuversichtlich und habe ich Hoffnung, dann erkenne ich: Die Welt ist nicht nur kaputt, sondern auch schön. Und ich lasse es mir nicht ausreden, dass sich in meiner kleinen Welt und in der großen Welt doch noch einiges zum Guten hin verändern lässt. https://www.kirche-im-swr.de/?m=1357
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