Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

„Geben ist seliger denn Nehmen" heißt es. Eine Grundhaltung, die auch altruistisch genannt wird, das heißt uneigennützig, selbstlos. Man nimmt Rücksicht auf andere im Denken und Handeln.
Es ist das Gegenteil von Egoismus. Ein Verhalten, das moralisch gesehen als gut bewertet wird. „Geben ist seliger denn Nehmen". So wurde ich erzogen.
Heute bin ich dafür, Geben und Nehmen in eine Balance zu bringen. Ob in Partnerschaften, am Arbeitsplatz oder unter Freunden, in der Wirtschaft oder in internationalen Beziehungen: ich bin überzeugt, dass langfristige Beziehungen wie eine Wippe oder Waage funktionieren. Mal ist der eine in der besseren Position, mal der andere. Wenn der Austausch funktioniert und die Balance stimmt, der Nehmende auch geben kann und der Gebende auch mal nimmt. Wenn es sich abwechselt ist es gut und macht es Spaß.
Ich bin ein bekennender Fan von Ausgewogenheit. Das drückt sich auch in einer Gebetshaltung aus. Geben und Nehmen. Jeden Tag beginne ich morgens mit geöffneten Händen, wie eine Schale vor meiner Brust. Ich bin bereit zu empfangen, aufmerksam zu sein für das was ich heute erfahren kann, bekommen kann und bin bereit es aufzunehmen. Führe die Hände wie eine Schöpfkelle an meinen Körper. Andererseits kann ich auch geben, weitergeben von dem was ich weiß, was ich kann, was ich als Erfahrung habe. Als Gebetshaltung ist das ein öffnendes Von-mir-weg meiner Hände. Diese Bewegung wechselt sich ab. Geben und Nehmen. Nehmen und Geben. So bereite ich mich vor auf den Tag.
Ich weiß nicht, wie Sie Ihren Tag beginnen. Vielleicht ist heute ein besonderer Tag, mit einer Prüfung, einem Vorstellungsgespräch, einer Präsentation. Für mich ist jeder Tag eine Chance zu Geben und zu Nehmen. Weitergeben von dem, was ich weiß und kann oder aufzunehmen, was für mich neu ist oder mir andere Menschen schenken. Mir hilft, mich mit meinem ganzen Körper morgens darauf vorzubereiten. In anderen Religionen ist es selbstverständlich, verschiedene Körperhaltungen im Gebet anzunehmen. Unsere westlich aufgeklärte Gebetshaltung ist meistens Sitzen oder Stehen manchmal auch knien und der Rest spielt sich im Kopf oder in der Sprache ab.
Ich habe mir angewöhnt, mit dem ganzen Körper zu beten. Er ist der Sitz meiner Seele und für mich ist es angemessen, zum Beispiel das Geben und Nehmen, das mich heute erwartet schon morgens in meiner Körperhaltung einzuüben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13535
weiterlesen...