Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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„Herr, mach aus uns Handwerker des Friedens. Herr, mach aus uns Bauleute der Liebe".
So beginnt ein Gebet, das mich schon lange trägt. Es wird dem Heiligen Franz von Assisi zugeschrieben. Seine Formulierungen treffen den Kern meines Glaubens. Die Welt und die Menschen verändern nicht schöne Worte, fromme Sprüche und lange Predigten, sondern Taten und Haltungen. Deshalb möchte ich gerne ein Handwerker des Friedens sein, auf der Baustelle Gottes arbeiten. Das Gebet beschreibt mir, wie das gehen soll:
„wo Hass weilt, dass wir Liebe bringen
wo Schuld sich findet, dass wir Verzeihung üben
wo Streit wächst, dass wir Einigkeit herstellen
wo Irrtum herrscht, dass wir die Wahrheit sagen
wo Finsternis andauert, dass wir Licht machen
wo Trauer regiert, dass wir Freude anstimmen
wo Zweifel sich lange aufhält, dass wir Glauben bringen
dass wir auf die Wege der Hoffnungslosigkeit Hoffnung tragen."
Fast wie beim Ein- und Ausatmen spüre ich die Anspannung und die Entspannung.
die nicht leichten, belastenden Situationen und deren Lösung. Was von mir verlangt wird, ist nicht unmöglich: Verzeihung üben, die Wahrheit sagen, Licht machen, Freude anstimmen. - und doch weiß ich, dass es nicht immer leicht ist oder dass es mir nicht immer gelingt. Ich vertraue darauf, dass es nicht nur mein Verdienst oder meine Leistung ist, wenn ich es schaffe, sondern dass ich auf Gottes Beistand vertrauen kann. Ich weiß, dass ich oft selbst Trost und Verständnis brauche und gerade deshalb wünsche ich mir, eher auf der Seite der Gebenden zu sein:
„Gib uns, dass wir trösten, mehr als dass wir getröstet werden. Gib uns, dass wir verstehen, öfters als wir verstanden werden." heißt es in dem Gebet weiter. Geben und Nehmen könnte man als „christliche Ökologie" bezeichnen. Ökologie ist ja die Wechselwirkung zwischen Lebewesen und ihrer Umwelt. Als Wechselwirkung zwischen Menschen hilft Geben und Nehmen sicher um ausgeglichene Verhältnisse zu schaffen. Diese „christliche Ökologie" drück sich auch in den abschließenden Gedanken des Gebets aus:
„Um erfüllt zu sein, muss man geben können. Um sich wiederzufinden, muss man sich vergessen. Um Verzeihung zu bekommen, muss man verzeihen können. Um das ewige Leben zu erlangen, muss man sterben lernen".

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13533
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