Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Bei den Olympischen Spielen in London ist heute Halbzeit. Halbzeit ist oft wichtig im Sport. Weil man da Pause macht. Man atmet durch. Man bekommt Zeit um sich neu zu sortieren. Je nachdem wie es steht. In London machen sie heute zwar keine Pause. Ich möchte mir trotzdem Halbzeitgedanken machen.
Zuerst: Wie steht es? Ich meine nicht Medaillen. Ich meine: Wie steht es um Olympia? Ich habe mal gelesen: „Olympia ist nie nur Sport. Olympia sagt viel über die Zeit. Olympia ist immer ein Spiegel der Zeit". Ich glaube, das stimmt.
ZB. 1972, vor 40 Jahren in München, gab es den Terror gegen die israelische Mannschaft. Damals hat die Zeit des Terrors begonnen und unsere Welt hat sie immer noch nicht hinter sich.
1996 waren die Spiele in Atlanta in den USA. Atlanta, Stadt von Coca-Cola. Damals sind im Sport die letzten Hemmungen gefallen, was die Kommerzialisierung angeht. „Geld zählt, vielleicht sogar mehr als Menschen." Das haben die Spiele in Atlanta gezeigt. Und im richtigen Leben ist es auch so gekommen. Ob wir nach der Finanzkrise da endlich wieder herausfinden? Dass die Gier nach Geld nicht das Leben von Menschen beherrschen darf, wann setzt sich das endlich durch?
Und Olympia in London? Noch nie haben Sportlerinnen und Sportler aus so vielen Ländern und Kulturen an einem Ereignis teilgenommen wie in London. Selbst aus ganz konservativ muslimisch geprägten Staaten sind endlich auch Frauen dabei. Sie spielen mit auf der Bühne der Welt. Ich finde das wichtig.
Olympia zeigt keine heile Welt. Ihre Konflikte, die Gründe zur Sorge sind zu spüren. Aber noch mehr zeigt es, dass es miteinander geht, wenn man sich an faire Regeln hält. Hunderte Millionen Menschen erleben das mit. Olympia zeigt in jedem Winkel der Welt: So geht es mit anderen zusammen. Auch wenn sie sehr anders sind als man sie gern hätte.
Ist das nicht zu wenig? Ja und nein. Klar braucht unsere Welt mehr. Aber es ist eine Basis. Mehr ist zB. was Paulus vor 2000 Jahren gemahnt hat.
„Jagt allezeit dem Guten nach untereinander und für jedermann.
Ich verstehe das so: Eine gute Zukunft in dieser Welt gibt es auf Dauer nicht mehr für sich und gegen andere. Bei 7 Milliarden Menschen ist „Gegeneinander" zu gefährlich. Wir kommen nur voran, wenn wir die Probleme der anderen sehen und Lösungen miteinander finden. Gegen den Hunger, beim Klima, für gerechtes Geld.
„Das Gute für jedermann." Gutes nur für uns reicht nicht. Gutes Leben muss ich auch für die wollen, die anders sind als ich selbst. Nur faires Leben wird gut.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13525
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