Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

Manche Apps sind informativ, andere unterhaltsam, andere witzig, andere schlicht überflüssig. Das App, das ich jetzt entdeckt habe, ist besonders. Es heißt „shake to meal". Apps, das sind die kleinen Anwendungsprogramme, die es zu Hunderttausenden für Smartphones gibt, die neuen Handys. „Shake to meal. Schütteln zum Essen." Schon bedienungstechnisch ist es besonders.
Man tapst nicht nur auf den touchscreen, um zu seinen Inhalten zu gelangen. Nein. Dieses App. heißt ja „shake:" Also: Handy kurz schütteln. Schon tut sich was. Es knistert oder raschelt. Ein bisschen wie Schokoladenpapier. Und dann tauchen auf dem Bildschirm ein paar Zeilen auf: Jedes Mal andere. Nach dem Zufallsprinzip. Beim ersten Schütteln bei mir kam das:
„O Gott, denen die hungern, gib Brot. Und uns, die wir Brot haben, gib Hunger nach Gerechtigkeit."
Bei „shake to meal" gibt es Tischgebete vom Handy. Es lädt ein, das Tischgebet anders zu praktizieren oder neu zu entdecken. Wenn man sich darauf einlässt, kriegt man schon vor dem Essen was Gutes. Man betet nicht seinen Favoriten. Man wird vom App überrascht.
Manche Gebete sind ernsthaft und nachdenklich wie mein erstes. Es gibt aber auch witzige. Eines heißt zB: „Lieber Gott, segne flott." Oder noch eins: „Herr lass Deinen Segen über diesen Teller fegen." Zu schnoddrig? Ich finde, das hat was. Wenn so ein Tischgebet das Essen mit einem Lächeln beginnen lässt. Mich erinnert, dass zB. ein Mittagessen nicht einfach die Fortsetzung der Arbeit in der Kantine ist. Sondern dass es gut tut, wenn ich mich unterbrechen lasse, wenn ich ein Essen im Tagesablauf nehme wie einen Sonntag im Kleinen. Auch als Geschenk von Gott.
Man kann beim Gebete schütteln aber auch auf Herausforderungen stoßen. Hier zB.
„Allen Hunger, den wir haben, stillen wir mit Gottes Gaben.
Alles Dürsten, das wir stillen, stillen wir mit Gottes Willen.
Alle Sehnsucht ist erfüllt, wenn Gott selbst als Nahrung quillt." Ein bisschen altmodisch und groß klingt das schon. Vermutlich für Sie auch. Aber wenn ich es mir übersetze in meine Worte: Was ich esse und trinke, ich habe es mir nicht selbst gemacht. Es kommt mir zu. Zu allererst aus Gottes Schöpfung. Und dann von vielen Menschen, die geerntet, veredelt, zubereitet und manchmal auch serviert haben.
Und diese Schlusszeile: „Alle Sehnsucht ist erfüllt, wenn Gott selbst als Nahrung quillt." Sie sehen. „Shake to meal" ist ein besonderes App. Erst schütteln, dann denken und danken, dann gesegnet essen.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13524
weiterlesen...