Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Zurzeit tut sich wieder Entscheidendes für Ihr und mein Leben. Und ich trage kaum was dazu bei. Nur im Vorbeifahren habe ich es gesehen: Auf den Feldern sind die Mähdrescher bei der Arbeit. Die Menschen auf dem Land bringen die Getreideernte ein. Die Gerste ist zum großen Teil schon drin. Jetzt ist der Weizen dran.
Als Junge war ich selbst nah dran. Ich erinnere mich: Jede Ernte war anstrengend und aufregend, jedes Jahr. Viel Arbeit. Immer gab es Gründe, sich Sorgen zu machen, ob die Ernte gut wird. Mal war das Frühjahr zu trocken. Mal hat es zu viel geregnet, wenn man die Ernte einbringen wollte, wie dieses Jahr. Und Sorgen um den Preis hat man auch fast immer. Aber wenn sie eingebracht war, hat man nicht nur die Arbeit in den Knochen gespürt, man war auch glücklich und dankbar. Wie heute auch noch.
Wie gesagt, jetzt bin ich ziemlich weg von diesen Ernteerfahrungen. Wie die meisten von Ihnen.
Eigentlich erstaunlich, wie wenig Menschen noch mit Ernten beschäftigt sind.
Und: Wie wenig ich selbst direkt beitrage, dass ich jeden Tag mein Brot essen kann. Wie die meisten. Wir vertrauen, dass genug wächst, dass Menschen ernten, dass andere verarbeiten und veredeln. Und die Menschen, die am Brot arbeiten, können sich auf unsere Arbeit verlassen. Dieses große komplexe - heute weltweite - Zusammenspiel von Natur und Menschen, die für andere arbeiten. Es gelingt.
Sicher, es müsste viel gerechter zugehen zwischen Menschen und schonender für die Natur. Trotzdem, es gelingt.
Als Christ finde ich das einen Grund zu glauben: Diese Welt ist Gottes Schöpfung. Und Sie und ich, mittendrin. Martin Luther hat diesen Glauben auf den Punkt gebracht: Ich bin Teil einer Schöpfung, die einen Schöpfer hat, der dieses Zusammenspiel in Gang gebracht hat und hält.
Ich glaube, schreibt Luther, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, ..Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; ..dazu... Essen und Trinken..und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit."
Luther glaubt und staunt, dass das so ist. Dass man leben kann von der Güte Gottes und der Arbeit füreinander. Dass wir so viel Leben bekommen. Bis heute.
Am Schluss zieht Luther daraus eine einfache Konsequenz: „Für all das bin ich schuldig, Gott zu danken und ihm zu dienen, an meinem Platz in diesem Zusammenspiel." Eigentlich kann ich ihm nur Recht geben.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13492
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