Anstöße SWR1 BW / Morgengedanken SWR4 BW

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Eckart von Hirschhausen ist Christ. Neulich stand in der Zeitung: Der Arzt und Kabarettist betet vor seinen Auftritten. Er bedankt sich bei Gott für die Möglichkeit, so viele Menschen zu erreichen und bittet ihn um Kraft für den Auftritt. Das hat er in einem Interview gesagt. Irgendwie hab ich das schon immer geahnt.
Warum? Weil von diesem Kabarettisten eine positive Ausstrahlung ausgeht. Die unterscheidet ihn von den meisten seiner Kollegen. Ich finde Eckart von Hirschhausen total komisch und seine Witze köstlich. Aber anders als bei vielen anderen seiner Zunft ist sein Humor nie verletzend. Und bei seinen Auftritten merkt man, dass er eigentlich mehr will, als seine Zuhörern zum Lachen zu bringen, er will ihnen Denkanstöße geben und ihnen - ja - beim Leben helfen.
Jetzt sagen manche, die schlechte Erfahrungen mit Christen gemacht haben: „Christen sind auch nicht anders". Und natürlich gibt es dafür genügend Beispiele. Aber es könnte anders sein, denn Jesus war definitiv anders. Er hat die Menschen, denen er begegnet ist, nicht verurteilt, sondern hat sie gefördert. Er wollte sie dazu bringen, dass sie sich nicht selbst im Weg stehen, sondern die guten Möglichkeiten, die Gott ihnen geschenkt hat, auch leben. - Wenn man Jesus zum Vorbild hat, sollte sich das eigentlich auch zeigen. Bei Eckart von Hirschhausen tut es das, finde ich.
Eckart von Hirschhausen ist Christ. Aber bisher habe ich das in keinem seiner Auftritte gehört und in keinem seiner Texte gelesen. Offenbar sagt er das nur, wenn er gefragt wird, wie in diesem Interview. Aber dann ist ihm überhaupt nicht peinlich. Im gleichen Interview hat er auch gesagt, wenn der Glaube nicht nur anerzogen oder antrainiert ist, sondern einem wirklich wichtig ist, dann ist es einem völlig egal, was andere davon denken.
Gläubig sein heißt für Eckart von Hirschhausen nicht, in jedem zweiten Satz das Wort „Gott", „Jesus", „Sünde" oder „Erlösung" zu gebrauchen. Ich finde, Menschen, die das tun, wirken oft seltsam entfernt vom Leben - oft auch von ihrem eigenen. Ich denke, dass der Glaube dann überzeugend ist, wenn er mittendrin ist im täglichen Leben. Und Christen sind dann besonders überzeugend, wenn man ihnen ihren Glauben abspürt und nicht nur abhört.
Das würde ich gerne von Eckart von Hirschhausen lernen. Und als Pfarrer auch noch etwas anderes: Nämlich glaubwürdig von den wichtigen Dingen im Leben reden, ohne erhobenen Zeigefinger, dafür aber mit viel Humor.

https://www.kirche-im-swr.de/?m=13424
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