Anstöße SWR1 RP / Morgengruß SWR4 RP

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Von Zeit zu Zeit ist es gut, sich von Altem zu trennen.
Als wir vor gut drei Jahren aus dem ehrwürdigen Pfarrhaus ausgezogen sind, standen wir vor dieser Aufgabe. Was hatte sich da alles angesammelt in fast vierzig Jahren. Abgelegt in den berühmt-berüchtigten Ecken. Oder als Müll auf den Speicher. Der Platz ist ja dagewesen.
Angefangen bei der Modelleisenbahn, über das Puppenhaus, die Schulhefte, bis zu altem Werkzeug. Aus fast vierzig Jahren, am Anfang noch handschriftlich, die Sonntagspredigten. Und natürlich: Bücher, Bücher, Bücher.
Wir mussten schlicht und einfach entrümpeln. Sinnvoll verkleinern nannte das ein Freund. Nur, was ist sinnvoll?
Aber: Etwas weggeben, verschenken, verkaufen oder wegwerfen, das kann sehr heilsam sein. Denn du musst überlegen, ob du das, was du gerade in der Hand hältst, wirklich brauchst. Schau es dir noch mal genau an. Und wenn es dich belastet, weg damit.
Und dann entdeckst du plötzlich, dass du Platz für Neues hast. Wesentliches. Unverzichtbares.
Diesen Vorgang, diese Arbeit, übertragen auf unser Inneres, unser Leben, nennt die Bibel Buße. Johannes der Täufer spricht davon, dass die Wege eben sein sollen, dass das Krumme gerade wird. Denn nur dann kann der Blick sich weiten auf das Wesentliche. Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen, das ist der Kernsatz von Johannes.
Konkret meint er: Räumt auf in eurem Leben und dann entdeckt, dass euch Himmlisches bestimmen kann. Jetzt.
Das ist keine leichte Aufgabe, in die berühmt-berüchtigten Ecken, den Speicher des Lebens zu gehen und die Spreu vom Weizen zu trennen. Das mache ich gar nicht gerne. Da treffe ich auf Dinge, die mir schon immer Kummer bereitet haben. Ich begegne alten Sätzen, die mich eingeengt haben. Ich sehe sie wieder, die Menschen, denen ich wehgetan habe, die Freundschaften, die ich beendet habe.
Das braucht Zeit, vielleicht sogar eine Auszeit.
Ich habe das Gefühl, dass Gott so eine Auszeit liebend begleitet. Dass er sich darüber freut, wenn ich etwas, was mir wehgetan, was mich aufgeregt hat, einfach weglege. Und er hilft mir dabei, wenn ich dann meine aufgeräumte Zukunft in den Blick nehme. Ich höre ihn sagen: Gib das Alte weg, das Unnütze. Einfach weg damit. Und bemerke, wie sich der Blick weitet.
Und so wünsche ich Ihnen einen aufgeräumten Sonntag.

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